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Zweitspracherwerbstheorien - Coggle Diagram
Zweitspracherwerbstheorien
Definition
(Jeuk 2015)
stellen Erklärungsmodelle für Spracherwerb dar
L1: sie versuchen die sprachliche Entwicklung in Abhängigkeit von geistiger Entwicklung zu klären
L2: sprachliche Entwicklung der L2 in Abhängigkeit von L1
Erwerb
der Zweitsprache
Erwerb zeitlich versetzt zur Erstprache
kann zur dominanten Sprache werden
Unterschiede zw. kindlichem/ frühen Erwerb und L2 als Erwachsener
beginnt oft bei Eintritt in soz. Kontakte
L2 meist angesteuerter Erwerb durch alltäg. Kommunikation
Fokus erst auf kommunikativem Erfolg
Theorien
Kontrastivhypothese
(Fries & Lado, 1940er J.)
Grundlage Behaviorismus (Skinner) --> Übertragung sprachl. Gewohnheiten von L1 auf L2
Annahmen
L2-Erwerb durch Rückgriff auf L1 --> L1 beeinflusst L2 entscheidend durch Übertrag von Eigenschaften und Strukturen
Unterschiede --> negativer Transfer = Interferenzfehler
Ähnlichkeiten --> positiver Transfer
Manchmal kein Übertrag möglich (im Türkischen kein Genus)
Folgen
ähnlichere Sprachen leichter Erlernbar
Fehler sind auf Unterschiede der Sprachen zurückzuführen
Im Unterricht: Language-Awareness fördern (Gürsoy, 2010)
Kritik
-BEO aus U zeigen, dass Fehler nicht allein auf Transfer zurückzuführen ist (Unterschiede problemlos, Ähnlichkeiten schwer)
Heys 1991: Nur Betrachtung interlingualer, nicht intralingualer Fehler
Boysen 2013: Defizitorientiert, Fehler als Schwäche
Fazit
starke Version der Kontrastivhypothese empirisch widerlegt u. damit unwahrscheinlich
Kontrastive Sprachvergleiche Relevanz im U
Identitätshypothese
(Dulay & Burt, 1974)
Grundlage Reifungshypothese (Chomsky 1957) --> Alle Sprachen werden auf Basis angeborener Strukturen erlernt
Annahmen
Erwerb zweitsprachl. Strukturen erfolgt nach gleicher Abfolge wie L1
zu erlernende Sprache wird nachkonstruiert, indem Hypothesen gebildet, überprüft und revidiert werden
Erwerb versch. Sprachen erfolgt den gleichen Gesetzmäßigkeiten
Vorwissen spielt für L2-Erwerb keine Rolle
Regeln in L2 werden in der gleichen Reihenfolge wie bei L1 erworben
Fehler
sind produktive Zwischenschritte
-Übergeneraliserung
-Simplifizierung
-Regularisierung
Folgen
(Grießhaber)
Erwerb möglichst in natürlicher Umgebung
-häufige Phänomene zuerst
-in themat. Kontext
Kritik
Heyd 1991: Fehlende Eindeutigkeit was bei L1 und L2-Erwerb gleich abläuft
Klein 1999: L2-Erwerb dauert länger als L1; Unterschiedliche Erwerbsphasen
Grießhaber: L2 hat gewissen Einfluss auf L1
Interlanguage-Hypothese
(Selinker 1972)
Grundlage kognitive Theorie (Piaget 1972)
Annahmen
Nimmt Kontrastiv- u. Identitätshypothese in sich auf
Lerner durchlaufen bei Aneignung versch. Stadien
Sprachsystem hat Züge von L1 u. L2 aber auch unabhängige Merkmale
Lernersprachen entstehen durch Aufstellen eigener Hypothesen über Regeln und Strukturen
Lernersprachen entwickeln sich durch
-Übertragung
-Übungstransfer
-Hypothesenbildung
Fehler = falsche Hypothesen, Indikatoren für Verarbeitungsprozess
Nutzung sprachl. Vorwissens
Fehler
sind positiv
untermauern dynamischen Charakter des Erwerbsprozesses
interlingual
-Substitution
-Über/Unterdifferenzierung
-Über/Unterrepräsentation
intralingua
-Hyperkorrektheit
Fehlbildungen erlauben Rückschlüsse auf Stand der Interlanguage
Folgen
Fehler als Lernleistung würdigen
Konstruktiver Umgang mit Fehlern
Fehleranalyse durchführen
differenziertes, lernendenorientiertes Vorgehen
Kritik
eher beschreibender als erklärender Charakter - sagt nichts über Beziehung zwischen L1 und L2
Theorien
Interdependenzhypothese
/Schwellenhypothese (Cummins 1979) - keine klassische Zweitspracherwerbshypothese: Erziehungswissenschaftl. Hypothese
Annahmen
Gegenseitige Abhängigkeit der L1 und L2
in L1 muss bestimmte Kompetenz erreicht sein, damit erfolgreicher L2 Erwerb möglich
Otto 2005: hohe Korrelation zw. Entwicklung L1, erreichbares Niveau L2, schul. Leistungen
L2 ist abhängig vom Stand der L1 Kompetenz
Gebrauch der L1 hat positiven Einfluss auf L2 Erwerb
CALP kann nur entwickelt werden wenn BICS vorhanden
Folgen
Gebrauch von L1 hat positive Auswirkungen auf L2-Erwerb
-Alphabetisierung in L1 unterstützen
-Erstsprachen wertschätzen (Geschichten in L1, Vorlese-Projekte mit Eltern)
Kritik
Esser: kaum empirische Belege für Abhängigkeit von L2 von L1
unklar, welches Niveau nötig ist bevor L2 Erwerb möglich
in Praxis lernen Kinder L2 trotz geringem Niveau in L1
Ausblendung wichtiger soz. u. emot. Bedingungen
Typen von Zweitsprachenlernenden
(Boysen, 2013)
Seiteneinsteiger
-in Schule besser, da bereits alphabetisiert und evtl. Schulerfahrung
in DE geboren
-in Schule schlechter
Teachability-Hypothese
(Pienemann 2006)
Grundlage Reifungshypothese (Chomsky 1957)
Versuch der Verbindung der Spracherwerbsforschung mit der Sprachlehrforschung
Annahmen
sprachgenetische Anlagen und umweltbedingte Einflüsse bedeutsam
U als wesentlicher Einflussfaktor: muss zeitl. und Inhaltl. auf Entwicklungsstufe abgestimmt sein
gewisse Ähnlichkeiten der Lernersprachen
-Spracherwerb in Erwerbsstufen, kein Überspringen möglich
Erwerbsstufen (Pienemann 1986)
-Kanonische Wortstellung S-V-O
-Adverbvoranstellung
-Separation finiter u. infiniter Verbteile
-Inversion von finitem Verb u. Subjekt
Lernende reproduzieren nur das, was sie verarbeiten können
--> U an Erwerbsphasen orientieren
Kritik