Plan 1 (Ab Ende 1938): Einreiseerlaubnis in Schweiz, Dänemark und Schweden beantragt
alle werden abgelehnt
Plan 2 (Frühling 1939): Beauftragung von Agenten für 3000 Reichsmark, der Einwanderungserlaubnis für Mexiko verschafft
Mexikanisches Konsulat verlangt Pässe, die zur Rückreise nach Deutschland berechtigen
Deutsche Behörde stellt solche Pässe an Juden und Jüdinnen nicht raus
Plan 3: Einreiseerlaubnis nach England beantragt
August 1939: Englisches Konsulat stellt Einreiseerlaubnis aus
10 Tage später Kriegsausbruch ➡ Wiederruf der Einreiseerlaubnis, keine Zeit für Formalitäten da lange Bearbeitungsdauer
Plan 4: Einreiseerlaubnis für Portugal beantragt
Frühjahr 1940: Portugiesisches Konsulat stellt Einreiseerlaubnis aus
Plan 5: Auswanderung in die USA per Wartenummer
Mai 1940: Deutschland greift Niederlande, Belgien und Frankreich an ➡ Portugal widerruft daraufhin sämtliche Genehmigungen
Verwandte in USA müssen:
- Empfehlungen beim US-Konsulat einreichen
- Bankdebots in USA einrichten
- Bescheinigung einreichen, dass Schifffahrtskarten bereits bezahlt sind
Plan 6: Ausreise nach Kuba ➡ letztes Land, welches unterbestimmten Umständen noch Einreiseerlaubnisse für deutsche Juden und Jüdinnen erteilt
Nach mehrmonatigen Warten: Auskunft der amerikanischen Botschaft, dass es keine Einreiseerlaubnisse mehr erteilt werden
Hohe Gelddepots müssen in Kuba hinterlegt werden
- Schwager in den USA will helfen
- Überweisung nach Kuba dauert jedoch 3-4 Wochen
Liste aller mitzunehmender Gegenstände muss für
Deutsche Behörde angefertigt werden:
- Nur Dinge die vor 1933 erstanden wurden dürfen mitgenommen werden
- Ab 1933 erstandene Gegenstände werden nur im Notfall akzeptiert und auch nur dann, wenn der volle Einkaufswert noch einmal an die Gold-Diskont-Bank gezahlt wird
- Knappe Güter wie Schreibmaschienen, Nähmaschienen etc. dürfen nicht mitgenommen werden
Finanzamt muss bestätigen, dass keine Bedenken vorliegen:
- Vermögen muss offen gelegt werden
- "Reichsfluchtsteuer für Juden" muss bezahlt werden sein (ca. 80 des Vermögens)
- Willkürliche Beschlagnahmungen muss zugestimmt werden
- Restvermögen kann nicht mitgenommen werden, sondern kommt auf „Auswanderersperrmarkkonto“ (90% Wertverlust)“
Termin bei Gestapo in der Kurfürstenstraße, um alle Papiere bestätigen zu lassen.
Problem bei Unbedenklichkeitsbescheinigung des Finanzamtes: Unklarheit über Bezahlung von Hundesteuer (Familie besaß vor einigen Jahren einen Hund)
Erneute Bescheinigung
beim Finanzamt nötig
Neuer Termin bei Gestapo
Termin bei kubanischen Konsulat
Deutschland verhängt Ausreiseverbot für jüdische Frauen zwischen 18 und 45 Jahren
Grund hierfür scheint rassenideologische Überlegung zu sein: jüdische Frauen sollen im Ausland keine Kinder in die Welt setzen
Gestapo erklärte jungen jüdischen Frauen, das ein Nachweis über Unfruchtbarkeit und Sterilisation die Chancen auf Ausnahme erhöht.
Elisabeth Freund reicht Attest einer vergangenen Unterleibsoperation bei Gestapo ein
Erneutes Warten
Rudolf Freund trifft zufällig auf der Straße einen alten Arbeitskollegen.
Dieser sagt, er habe über seine Firma Kontakte zur Gestapo und kann helfen
Obergruppenführer der Gestapo willigt ein und will Ausnahme machen
Er will dafür das Bett der Freunds
Elisabeth Freund mutmaßt, dass die Kombination aus gynäkologischen Attest und die Empfehlung des Arbeitskollegen dazu beitrug.
„Es ist ein solcher Widerspruch, daß es erst heißt, Juden müßten um jeden Preis versuchen, aus Deutschland wegzukommen, und wenn sie dann mit unendlichen Schwierigkeiten einen Weg gefunden haben, dann wird die Ausreise verboten! Manchmal hat man so das Gefühl, als ob einem der Kopf zerspringen müsste.“
Elisabeth Freund
- Beginn der Deportation Berliner Juden und Jüdinnen: 18.10.1941
- Ausreise der Freunds: 19.10.1941
- Endgültiges Verbot der Auswanderung von Juden und Jüdinnen: 23.10.1941
Die Flucht der Freunds hinaus aus Deutschland