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Unterrichtsstörungen 2
Eine Frage der Perspektive
(Vorlesung 2)
Obwohl Lehrpersonen und Lernende sehr viel Zeit miteinander im gleichen Schulzimmer verbringen, scheinen sie den Unterricht häufig doch ganz
anders einzuschätzen.
Drei Perspektiven
auf Unterricht
Lehrperson
Vorteile: pädagogisch-didaktische Expertise
Nachteile: Komplexität und Gleichzeitigkeit von Unterricht (man kann nicht alles sehen), selbstwertdienliche Verzerrungen
Schüler*innen
Vorteile: handlungsentlastend --> Beobachtungsvorteil
Nachteile: individuelle Wahrnehmung, fehlendes methodisch-didaktisches Wissen
Beobachtende
Vorteile: "Königsweg zur Beschreibung des Unterrichts", eher objektive Aussenperspektive
Nachteile: grosser Aufwand, nur kurze Ausschnitte des Unterrichts werden beobachtet, fehlende Kontextinformation, beim Filmen könnten sich Beteiligte anders verhalten
Schüler*innen-Urteile
(Wettstein, Ramseier, Scherzinger 2017)
Schüler*innen einer Klasse nehmen den Unterricht sehr ähnlich war
Schüler*innen schätzen den Unterricht der Fachlehrperson kritischer ein als den der Klassenlehrperson
Mädchen schätzen den Unterricht insgesamt positiver ein als die Jungen
Beobachtende stimmen besser mit den Urteilen der SuS als mit denjenigen der LP überein.
Mehr nicht-aggressive als
aggressive Störungen
(Wettstein, Scherzinger,
Ramseier, 2018)
nicht-aggressive Störungen durch SuS
ca. gleich bei KLP wie FLP
ca. 1x pro Minute
aggressive Störungen durch SuS
ca. 5x pro Lektion bei der KLP
ca. 10x pro Lektion bei der FLP
nicht-aggressive Störungen durch LP
ca. 2 - 3x pro Lektion (KLP und FLP)
Achtung, auf 20 SuS hochgerechnet,
stört die LP genau so oft wie ein einzelner SuS...)
aggressive Störungen durch LP
ca. 1x pro Lektion (bei KLP und FLP)
Was stört LP und SuS?
LP und SuS: verbale und motorische Störungen von anderen Kindern
LP sind sensibilisierter für passive Störungen (z.B. tagträumen, nicht zuhören) --> LP wissen, dass sich aus einer passiven Störung eine aktive entwickeln kann (Durch das Nicht-Zuhören weiss der/die Schüler*in nicht was zu tun ist --> muss nachfragen, führt zu Verzögerungen, etc.)
LP: häufiger belastet durch aggressives Verhalten unter den SuS und durch Angriffe auf die Autorität der LP
Erklärung der Ursachen
von Störungen
SuS und LP sehen Ursachen ausserhalb der eigenen Person (Attributionsfehler...)
Schüler*innen
problematische LP-SuS-Beziehungen
mangelndes Vertrauen und Respekt durch LP
ungenügende Unterrichtsvorbereitung, wenig Abwechslung
fehlende Regelklarheit, unzureichendes Monitoring
--> Also: sehen Fehler bei der LP!
SuS fragen sich nicht:
Wie verhalten wir uns?
Sind wir evtl. Teil des Problems?
Nutzen wir das Angebot?
Lehrpersonen
einzelne Schüler*innen (Verhaltensauffälligkeiten)
Klassenzusammensetzung (Grösse, Mischklasse, Heterogenität)
Gruppenprozesse (Peer Contagion)
--> Also: sehen Fehler bei SuS
LP fragen sich nicht:
Liegt es evtl. auch an meinem Unterricht?
Bin ich genügend vorbereitet?
Ist es interessant?
Fazit:
Schüler*innenperspektive einnehmen ("Wie würde ich den Unterricht wahrnehmen?"), Störungen kritisch reflektieren ("Lag es evtl. auch an mir? Hätte ich anders reagieren können? Hätte ich etwas anders machen können?") --> Unterricht kann weiterentwickelt werden