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Aggressives Verhalten in der frühen Kindheit (Vorlesung 11) - Coggle…
Aggressives Verhalten in der frühen Kindheit
(Vorlesung 11)
Aggression macht soziale Prozesse schwierig
Aggressionen in soziale Interaktionen ist aber eher die Ausnahme als die Regel
Patterson und Cobb (1971): nur 2 bis 3
körperlich
aggressive Verhaltensweisen pro 1'000 Interaktionen (Gruppe hochaggressiver 6- bis 12-jähriger Jungen)
Natürliche Mechanismen der Aggressionskontrolle
seltenes Auftreten von Aggression in Interaktionen ist auch evolutionsbiologisch bedingt, denn:
bestehendes Risiko, verletzt oder getötet zu werden
sich zu schlagen verbraucht individuelle Ressourcen
Aggressionskontrolle durch Unterwerfungsrituale oder Drohgebärden (wie bei Tieren)
Was ist aggressives Verhalten?
Schädigung (psychisch oder physisch) einer anderen Person, die mit Absicht erfolgt
zwei zentrale Kriterien, die beide erfüllt sein müssen (man kann auch unabsichtlich etwas zerstören)
Unterbegriffe der Aggression
Gewalt
: Aggression nicht immer = Gewalt; denn Gewalt bedeutet schwerste Formen von körperlicher Aggression
Stalking
Mobbing, Bullying
: systematische Wiederholen gegen ein schwächeres Opfer (zentral: systematisch und Machtgefälle)
Happy Slapping
: Opfer wird wahllos gesucht; Übergriff wird gefilmt und öffentlich gemacht (z.B. Youtube) = doppelte Demütigung des Opfers
Delinquenz
: jedes aggressives Verhalten, das strafbar ist
Vandalismus
: absichtlich Eigentum zerstören
Geschlechtsunterschiede im aggressiven Verhalten:
Jungen: eher offene Aggression (offensichtlich, physische Aggression, keine Leugnung möglich)
Mädchen: eher verdeckte Aggression (psychische Aggression, z.B. Gerüchte verbreiten, Mobbing, Leugnung möglich)
Weshalb vermehrt verdeckte Aggression bei Mädchen, als bei Jungen? Mädchen sind schneller sprachgewandter...
Erklärungsansätze
nicht entweder oder,
sondern sowohl als auch
Wie spielen die 3 Prozesse
zusammen?
Biologisch
Geschlecht
Prä- und perinatale Risiken (z.B. Drogenkonsum
der Mutter, Sauerstoffknappheit bei Geburt)
Testosteron / 2D4D
Affekthandlungen Reptilian Brain
Psychisch
schwieriges Temperament
unzureichende Impulskontrolle und Emotionsregulation
verzerrte soziale Informationsverarbeitung
unzureichendes Einfühlungsvermögen
Sozial
Mangelnde Aufsicht
Psychologische Kontrolle (führt zu Aggression und Depression)
unzureichende emotionale Unterstützung
mangelnde Akzeptanz
Stress durch psychische Erkrankungen der Eltern
drei Theorieschulen und
ihre pädagogischen Implikationen
Trieb
Freund: Psychoanalyse
Lorenz: Ethologie
nicht relevant
!! (Theorien stimmen nicht!)
Frustration-Aggression
(reaktive Aggression)
jede Frustration löst Aggression aus (Dollard)
stimmt nicht ganz, aber Wahrscheinlichkeit wird erhöht
Hinweisreize, wie stickige Luft, Bilder mit Waffen, Lärm, etc. führen eher zu aggressivem Verhalten
(Berkowitz)
Lernen am Modell
(proaktive Aggression)
man merkt, dass Aggression ein effektives Mittel sein kann, um zu erhalten, was man möchte (Bandura)
Coersion = Erpressung, Durchsetzung eines Ziels mit Aggression (Patterson)
Aggression im
Entwicklungsverlauf
Geburt bis 2 Jahre:
8-9 M. physische Aggression, 15-24 M. Aggression am ausgeprägtesten
2 bis 4 Jahre:
Autonomie, Bildung von Hierarchien, Entwicklung anderer Strategien, Sprachentwicklung (führt eher zu relationaler Aggression = Beziehungsaggression), ab 3 J. basale Idee von Gut und Schlecht
ab 4 Jahren:
Theory of Mind, Perspektivenübernahme hilft, Betrüger und Profiteure zu entlarven
Fazit:
"Gipfel" der Aggression mit ca. 2 Jahren, danach abnehmend, aufgrund alternativer Strategien (um zu erhalten, was man will)
Früher oder später Störungsbeginn
später Störungsbeginn
spezifisch & vorübergehend (vgl. Vorlesung 12)
früher Störungsbeginn
disfunktionale Interaktionsmuster in Familie und Transfer auf neue Lebensbereiche
---> Reaktion der sozialen Umwelt (z.B. Ausgrenzung)
---> und des Kindes auf die Situation (Aggression)
generalisierte Störungen, wie z.B. Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung)
---> Störungen mit oppositionellem Trotzverhalten (Kindheit)
---> Störung des Sozialsverhaltens (Kindheit bis Jugendalter)
---> antisoziale Persönlichkeitsstörung (im Erwachsenenalter)
Achtung: eine generalisierte Störung führt nicht zwingend zu einer antisozialen Persönlichkeitsstörung (ist aber möglich)
schwieriges Temperament
Biorhytmen der Kleinkinder (z.B. Schreiben Kinder ohne ersichtlichen Grund)
Exzessives Schreien (5% aller Babys): über 5 Stunden pro Tag auch bei optimalen Bedingungen
Risikofaktoren für Eltern-Kind-Interaktionen
Störungen mit oppositionellem Trotzverhalten
anhaltendes Muster von negativistischem, feindseligen und trotzigem Verhalten
häufiges Streiten mit Erwachsenen
Regeln und Anweisungen werden nicht eingehalten
schnell ärgerlich und eingeschnappt
andere sind schuld für das eigene Fehlverhalten
Kennzeichen bei Familien mit aggressivem Verhalten (Patterson, 1976)
Mangel an eindeutigen Regeln darüber, welches Verhalten angemessen ist
Eltern besitzen wenig Informationen über das Kind (kein Wissen, wie das Kind seine Freizeit verbringt)
Erziehung findet aufgrund des Informationsmangels nicht mehr statt
vermehrter Einsatz von Bestrafung
massive Überforderung / Mangel an sozialer Unterstützung
Dysfunktionale Grammatiken des Familienlebens
Kind kontrolliert über Coersion seine Umwelt
Verfestigung dieses Musters --> Übertragung auf andere Lebensbereiche (z.B. Schule)
negative Elternmodelle/Modelllernen (Konflikte werden von Eltern destruktiv gelöst --> Kinder koopieren diese nicht funktionalen Strategien)
Umlenkung ehelicher Konflikte auf das Kind
Durch paradoxe Interventionen können eingeschliffene Deutungs- und Interaktionsmuster aufgebrochen werden
(z.B. oppositionelles Verhalten, das in der Familie funktioniert hat und in der Schule weiterhin vom Kind angewendet wird)
Schule
Schuleintritt
neue Umgebung, neue kognitive und soziale Herausforderungen
Gefahr, dass in der Familie erworbene Muster auf die Schule übertragen werden
nicht mehr altersgemässe Muster wie trotzen haben negative Effekte
Anstieg der EB-Abklärungen (Erziehungsberatung) im KG ---> aber gut, denn je früher, desto besser
Raufen und Aggression unterscheiden können!
Risiko einer Eskalation (also von Raufen zu Aggression) hängt vom Kind ab
-- gut integrierte Kinder: Risiko verschwindet klein (0.006%)
-- sozial zurückgewiesene Kinder: Risiko relativ hoch (28%)
Raufspiele werden zunehmend durch Regel- und Symbolspiele ersetzt:
-- "Kriegspiele"/Aggression: bei "normalen" Kinder kein Zusammenhang
-- verhaltensauffällige Kinder --> deutlich mehr "Kriegsspiele"