Wolfgang Borchert
"Draußen vor der Tür"

Infos zum Autor
Wolfgang Borchert

Inhaltliche Struktur / Aufbau

Entstehungszeit / -umstände

Literarische Gattung

Sprache

Literarische Einordnung
(Epoche / Strömung)

Leitmotive / Symbole

Figuren (typisiert)

Deutungsansätze

Nachkreigszeit 2. WK

Trümmerliteratur
ca. 1945 - 1950

Stationendrama ( = offene Dramenform):
Fokus auf Hauptfigur, die im Mittelpunkt der Handlung steht und Stationen des Lebens durchläuft; einzelne Szenen werden zu Stationen:
Zimmer des Mädchens, Wohnung des Oberst, Zimmer Kabarett-Direktor, Elternhaus

Türen

1921-1947

Türen als Schwelle zwischen Gesellschaft (im Haus) und Außenseiter (auf der Straße); Suche von Beckmann wird jeweils mit ins Schloss fallender Tür beendet, er bleibt "draußen vor der Tür"

im Kieg verwundet

Verhaftet wegen Parodie auf Goebbels

Letztes Stück "Draußen vor der Tür "

Themen

Ungewisse Zukunft

Heimkehrerschicksal -> Außenseiter

Krieg -> Verantwortung

Selbstmord

Fast 60 Mil. Menschen gestorben

Beckmanns expressive Träume und traumhafte Elemente durchdringen die Realität der Handlung

Entnazifizeriung

Heimkehrer sind Außenseiter der Gesellschaft -> sie stehen auf der Straße, haben kein Zuhause mehr und finden keinen Eingang in das gesellschaftliche Leben; Türen vor denen Beckmann steht symbolisieren Tor zur Gesellschaft

Entmilitarisierung

der Beerdingungsunternehmer

der Straßenfeger

antithetischer Aufbau

der alte Mann

ein Mädchen

  1. Szene: Exposition

Oberst

  1. Szene: Steigende Handlung

Expressionistische Züge (ob Borchert diese bewusst adaptiert hat, ist unklar)

Frau Kramer

Beckmann kommt zurück in zerstörtes Deutschland (Hamburg)

  1. Szene: Peripetie
  1. Szene: Fallende Handlung

Totalität neuer Werte

  1. Szene: Katastrophe

Kabarettdirektor

Verknüpfung von Politik, Kunst und Ästhetik

Dreifacher Prolog

menschlische Sehnsucht nach Liebe und Sex lul

Prolog, Vorspiel, Traum

Personifikation vom Tod

= Gegensätze

Darstellung der Zerstörung (seelisch, materiell,weltanschaulich)

Personifikation von Gott

Personifikation vom Tod

steht für die Leugner des Geschehenen & der Schuld

Erfahrungen der Kriegsrückkehrer

Handlungszeit / -ort:

Abbild der Gesellschaft, die mit dem Krieg abgeschlossen hat

Abbild der Gesellschaft, die sich mit der Vergangenheit nicht beschäftigen möchte

Handlungsort
Straße mit Anlaufstationenen (Elbe, Zimmer des Mädchens, Wohnung des Oberst, Zimmer Kabarett-Direktor, Elternhaus), genauer: Hamburg, St. Pauli - Landungsbrücken u. Blankenese am Ufer der Elbe

Handlungszeit
Drei Jahre nach Kriegsende; Ereignisse spielen sich an nur einem Abend

Kiegstrauma

Tod und Leben

Beckmann und Der Andere

Draußen und Drinnen

Beckmann

Kam selbst nach krieg in zerstörtes Hamburg zurück

Umgangssprache

Gut verständlich

Viele Dialoge, Monologe

Abbild der Kunst

Gesellschaft

Kurze Sätze

Viele Wiederholungen - unterstreichen Dringlichkeit des Gesprochenen, teilweise Steigerung bis zur Besessenheit

Geschichte / Vergangenheit

Gasmaskenbrille

hat keinen Vornamen (Stellvertreter für alle Kriegsheimkehrer)

Symbol für beckmanns vom Krieg beeinflusste Weltsicht; ohne Gasmakenbrille kann er nichts sehen, da er keine andere Perspektive kennt (er war sehr jung, als er eingezogen wurde)

kann Brille nicht ablegen-> kann Kireg nicht hinter sich lassen

Vorspiel vs. Traum (= Seinsspanne des Menschen zwischen Leben und Tod; Frage nach Möglichkeit des Lebens angesichts der Wirklichkeit des Todes)

Opfer vs. Täter: Beckmann ist Opfer und Täter - siehe Gespräch mit Einbeinigem)

expressive Sprache (Synästhesien, Lautmalerei, Wortneuschöpfungen, Metaphern, Wiederholungen, Personifizierungen, Epiphern, Anaphern usw.)

teilweise "Stakkato"-Stil: Ellipsen, eigenwillige Interpunktion, Verwendung von Konjunktionen und Adjektiven als Satzbeginn

Sprachfluss oft rhythmisch komponiert (siehe Beckmanns Traum, als er von der Woge der Toten spricht)

Alliterationen ("Das Meer der Toten ist breit, beiig, bresthaft und blutig")

Ungewöhnliche Attribute u. Komposita ("Fischmensch", "Märchenbuchliebergott", "deutscher Generalstraßenfeger"

teilweise groteske bis komische Elemente

sehr expressive Sprache

Raum und Zeit meist eng beschränkt, meist nur ein Erzählstrang

Autoren häufig Soldaten

ehrliche u. realistische Beschreibung der Umgebung und Gefühle

Fragen / Fragesätze: Beckmanns Fragen bleiben oft unbeantwortet; Klimax am Ende: "Gibt denn keiner, keiner eine Antwort???"

Deutung von Burgess: Mixtur aus Wirklichkeit, Allegorie und Traum, die ihren Effekt gerade aus den Wechselwirkungen der einander entgegengesetzten Realitätsebenen gewinne

Deutung von Martini: Beckmann als vollkommen vereinsamter, von Gott und Gesellschaft ausgestoßener Mensch; die anderen Figuren dienen ihm nur als Spiegel seiner Seele, es kommt zu keinem wirklichen Dialog mit seinen Mitmenschen; an Stelle einer dramatischen Handlung trete Beckmanns Spaltung von der Welt und seinem Ich; nicht der reinigende Tod (Katharsis) beschließe das Stück; am Ende steht Beckmann genau da, wo er am Anfang steht, nur noch verzweifelter; der Schluss bleibt offen, nicht die Erlösung folge, sondern das Nichts

Deutung Elm: Das Drama steht in der Tradition der Mitleidspoetik von Lessing, Büchner oder Hauptmann, in der nicht die großen Ideen im Vordergrund stehen, sondern das Mitgefühl und die Solidarität des Publikums mit den Figuren

personifizierte Elbe

steht für das Prinzip Leben; derbe, aber mütterlich-robuste Frau

entstanden wahrsch. Ende 1946 / Anfang 1947 (in nur 8 Tagen geschrieben)

13.02.1947: NWDR Hamburg sendet das Hörspiel “Draußen vor der Tür” (Titel von Ernst Schnabel, ursprünglicher Titel “Ein Mann kommt nach Deutschland”)

Auf Wunsch von Kollegen Umarbeitung zum Drama;Uraufführung: 21.11.1947 in Hamburger Kammerspielen