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Gesellschaftstheorien - Coggle Diagram

- - - - – Normativ (normatives Wissen 1. Ordnung: spezifische institutionalisierte Normen wie z.B. nicht stehlen, 2. Ordnung: kulturellen normativen Orientierungen z.B. normatives Prinzip von Privateigentum, kulturelle Prinzipien begründen warum etwas richtig ist es zu befolgen)
        
        – Evaluativ (was erstrebenswert ist, das Wollen, evaluatives Wissen 1. Ordnung: spezifische Lebensstilpräferenzen z.B. Freejazz als Musikstil, 2. Ordnung: übergreifender Lebensführungsmodus, dem gemäß ein gutes Leben in investiver Statusarbeit begründet ist z.B. das Bestreben durch berufliche Arbeit Karriere machen um gesellschaftlich aufzusteigen)
        
        – Kognitiv (Wissen 1. Ordnung: bestimmte Fähigkeiten wie z.B. Grundrechenarten, hier geht es um Können, 2. Ordnung: Rationalismus als kulturelle Orientierung der modernen westlichen Welt, Berechenbarkeit als Königswelt der Welterschließung, weil er eine rationale Abwägung von Entscheidungsalternativen ermöglicht)
  - - - Lineares Zeitverständnis (Blick auf die offene Zukunft, sozialer Wandel der Neues bringt, es bleibt nicht alles gleich sondern Veränderung durch Fortschritt als Leitidee)
      - Zukunft besser als Gegenwart und Vergangenheit (Fortschrittsvorstellung, dass Neues immer besser als altes ist und es erstrebenswert ist)
      - Menschenwerk (Menschen als Träger und Treiber des Fortschritts, Fortschritt kein Werk Gottes sondern Menschen haben einen Gestaltungsspielraum den sie nutzen wodurch Fortschritt entsteht)
      - Akteure (drei Arten von Akteuren haben sich als Adressaten des gesellschaftlichen Fortschrittstrebens herausgebildet): Individuen (durch Bildung wird das Fundament der Kognitions- und Handlungsfähigkeit gesetzt bzw. stark verbessert, um Fortschritt aus individueller Hinsicht hervorzubringen), Organisationen (der zweite Hoffnungsträger der Moderne: Rationalisierung bewirkt Fortschritt), Nationalstaaten (Politik als Mittel der Gesellschaftsgestaltung und somit auch der Fortschrittsgestaltung)
      - Kognitive und evaluative Gestaltung: Kontingenzbewusstsein (Welt kann nur anders gemacht werden wenn sie anders vorgestellt wird, alles könnte auch anders sein bzw. anders gemacht werden), gesellschaftliche Selbstbeobachtung (Status Quo zur Kenntnis genommen, um etwas zu verändern, man sieht, was man weiß, was der Fall ist, was geht und was anderswo wie aussieht), Kritikfähigkeit (wenn Diskrepanzen zwischen Status Quo und bestimmten Wertorientierungen da sind -> können in Kritik umgemünzt werden -> führt zu Verbesserungsideen, Verursacher der beklagten Zustände müssen ausfindig gemacht werden, Strategien müssen ausgemacht werden etc.
      - Trägergruppen (=Ideengebilde, bestimmte Anzahl von Individuen, die in bestimmten Hinsichten ähnlichen kulturellen Orientierungen, jede Person gehört mehreren Trägergruppen an, bspw. zugleich katholisch, Kernphysiker und Veganer):
        Propagandisten, Anhänger, unentschiedene Adressaten, Gegner
      - „bad opening“: Erosion von Ligaturen (starke Optionssteigerung aber einhergegangen mit Erosion von Ligaturen – sehr viele Optionen aber diese Optionen können nicht mehr mit Sinn besetzt werden, man kann nichts mit ihnen anfangen, sie werden „sinn-los“, bei Optionssteigerung muss man erstmal empirisch schauen, welche Vorteile diese überhaupt bringen, ob diese nicht übers Ziel hinausschießen, Entscheidungsparalyse?, Optionssteigerung durch Umzug von Land in Stadt, alte Gemeinschaften gehen allerdings verloren etc., Auflistung von möglichen problematischen Effekten der Durchsetzung von Fortschrittsidee muss man als Checkliste sehen, die man gelegentlich anlegen kann um zu schauen, was da dran ist, ob der Fortschritt wirklich von Vorteil ist)
      - gesellschaftliche Integration, oder: Gefährdung von gesellschaftlicher Integration:
        
        Systemintegration; "Anspruchsinflationen" (als problematische desintegrative Funktion (inwiefern Problem bzw. desintegrativ auf Makro- aber auch Mikroebene) (Effekte des Inklusionsspiels zwischen Publikums- und Leistungsrollen, Bsp. Gesundheitssystem: Leistungsanbieter also die Gesundheitsorganisationen und die individuellen Rollenträger also Ärzte, Pfleger etc. haben Standardinteresse, Steigerung der eigenen Bedeutsamkeit, steigende Nachfrage, keiner dieser binären Codes hat in sich Stoppregeln, also Kriterien die sagen „jetzt ist genug Gesundheit oder Kunstwerke etc.“, jede Leistung muss gesteigert werden und perfektioniert werden, kann nur umgesetzt werden, wenn auch mehr Publikum generiert wird, Anspruchsinflation  das was Ärzte und Krankenhäuser für mich leisten sollen steigen immer weiter, nur ein Gegenmittel: weniger Geld für das jeweilige Teilsystem, Ökonomisierung und -druck in den Teilsystemen als Heilmittel, als Stoppregel)
        
        ökologische Integration: desintegrative Trennung Sozial-/Sachwelt (Sozialwelt vs. natürliche Dinge, technisch hervorgebrachte Dinge, heutzutage immer mehr Zusammenhänge zwischen dem was Menschen tun und was in der Natur passiert, strikte Trennung zwischen Natur- und Sozialwelt wirkt desintegrativ -> ökologische Desintegration in Form von Klimakatastrophen, Ressourcenausschöpfung etc.)
        
        Sozialintegration: Konflikte kultureller Globalisierung (Vorstellung früher, dass diese gesellschaftliche Integration auf einem Wertekonsens beruhen müsse, z.B. durch religiöse Vorstellungen, in welchem Ausmaß und unter welchen Bedingungen ist die Moderne für kulturelle Konflikte gekennzeichnet, Konflikte über Ideen und Wertvorstellungen, z.B. Auseinandersetzungen zwischen Religionen oder Konflikte auf Mikroebene die sozialdesintegrativ wirken können durch z.B. Migration und Diskriminierung
      - Vier Positionen in umkämpften Konstellationen (des kulturellen Streits der Lesart des Fortschritts)
        
        Hegemonial: kulturelle Hegemonie innehat, Hegemonie ist die Kultur, die dominant ist zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Gegend, z.B. Bürgertum, das Wirtschaftsbürgertum, das Bildungsbürgertum, ihre Lebensauffassung wird als die einzig wahre angesehen, Kapitalisten, „die feine Deutsche Küche“
        
        Sub-hegemonial: kulturelle Positionen, die der hegemonialen Position sehr ähnlich sind; nicht grundsätzlich gegen Hegemonial, z.B. Kleinbürgertum, stehen über den Arbeitern aber nicht mit dem Großbürgertum gleich, ähnliche kulturelle Ideen wie hegemonial aber in kleinerem Maße, die „kleine Leute Küche“
        
        Nicht-hegemonial: deutlich anders als hegemonial, ohne aber die hegemonial herauszufordern, friedliche Koexistenz, z.B. bestimmte ländliche Milieus, die klassischen Vegetarier
        
        Anti-hegemonial: kulturelle Ideensysteme, die sich gegen die kulturell-hegemoniale Idee richtet, z.B. die Arbeiterbewegung, Veganer
      - Die 7 Komponenten der Fortschrittsidee
      - gesellschaftlicher Fortschritt als "Kollektivsingular" (die Summe aller Einzelfortschritte gebündelt, die Menschheit als Ganzes, die verschiedenen Fortschrittsbewegungen in den unterschiedlichsten Lebensbereichen verknüpfen sich zu einer gesellschaftlich flächendeckenden Gesamtentwicklung
      - Selbstanspruch der menschlichen Gestalter (Fortschritt fällt einem nicht mehr zu, sondern muss gezielt herbeigeführt werden, durch rationale Interventionen in die Welt)
- - - - Ursprung des Profits = Distributionssphäre, aus dem Handel: Unternehmen können teurer verkaufen als eigene Herstellungskosten etc. sind
      - „Mehrwert“: „tendenzieller Fall der Profitrate“: Arbeiter kriegt vom Kapitalist nur das Nötigste, die Ware Arbeitskraft schafft in ihrer bezahlten Arbeitszeit mehr Wert als ihr Arbeitslohn ist -> Ausbeutung durch den Kapitalisten, Mehrwert entsteht), Kerndynamik: tendenzieller Fall der Profitrate, kapitalistische Gesellschaft geraten in strukturell unausweichliche Krise, Fortschritt der Produktivkräfte (durch Technik), Ersatz menschlicher Arbeitskräfte durch Technik, Mehrwert nur durch Ausbeutung lebendiger Arbeit möglich, dadurch sinkt Mehrwert, Technisierung der Produktion -> Versiegen des Mehrwerts
      - „Überproduktionskrise“: Wenn Proletariat immer weiter ausgebeutet wird und durch Technik ersetzt wird, gibt es auch weniger Käufer und somit weniger Profite etc.
    - - Strukturdeterminismus vs. „agency“: eingeschränkte Handlungsspielräume durch gesellschaftlich gegebene Strukturen determiniert vs. Akteur*innen in Gesellschaften haben eine freie, unabhängige und individuelle Handlungsmöglichkeiten
        
        Phasen kapitalistischer Entwicklung: Ende des 19., Anfang des 20. Jh. Monopolisierung als Tendenz des organisierten Kapitalismus -> sehr große Unternehmen geben den Ton an, weltweite Ausdehnung des Kapitalismus -> Imperialismus, kapitalistische Landnahme, Sozialpolitik und daraus hervorgehend der Wohlfahrtstaat in den westlichen Gesellschaften etabliert, als Bewahrung des Kapitalismus durch weitsichtige Repräsentanten kapitalistischer Interessen
      - Nicht-marxistische Kapitalismustheorien: Ambivalenzen kapitalistischer Wirtschaft – also auch Positives (z.B. green capitalism, Steigerung des Wohlstands aller usw.)
    - - Historischer Materialismus: Stand der Produktivkräfte bestimmt, welche Art von Produktionsverhältnissen möglich sind, z.B. im Mittelalter Landwirtschaft als Stand der Technik machte Demokratie als politisches Produktionsverhältnis nicht funktioniert hätte, deshalb feudale Herrschaftsverhältnisse
        
        "Basis"/"Überbau", Produktivkräfte (technologische Seite, Stand der Technik, der umgesetzten Technik, die eingesetzt werden), Produktionsverhältnisse (soziale Seite, gesellschaftliche Grundinstitutionen, Eigentumsordnung, Rechtsordnung, Staatlichkeit für Sicherheit und Ordnung, Familie als Institution von Fortpflanzung, Ideologie, kulturelle Legitimationsformeln z.B. Idee einer Leistungsgesellschaft, breites Spektrum kultureller Prinzipien und gesellschaftlicher Grundinstitutionen)
        
        Arbeit als Grundkategorie von Handeln, Arbeit hat zwei Seiten: technologische (mit bestimmten Techniken muss gearbeitet werden, Menschen können vielfältig und differenziert mit Natur umgehen allein mit den körperlichen Gegebenheiten, Werkzeuge können hergestellt werden, Fähigkeit zur Techniknutzung und -herstellung) und kooperative Seite (sozial, kommunikativ, mit anderen Menschen zusammen). In Arbeit sowohl technische als auch soziale Seite
  - - - Weber, Marx
        
        „Wertsphären“ (größere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, später dann gesellschaftliche Teilsysteme genannt)
        
        Herausbildung der modernen Gesellschaft als Differenzierung durch Wertsphären (= in jedem davon ein anderer Leitwert, der das Handeln regiert, z.B. in Wissenschaft um Wahrheit, Wirtschaft um Gewinne, Religion um Seelenheil usw.), jede Wertsphäre hat eine eigene Wertrationalität
        
        Marx: Kapitalistische Wirtschaft als Zentrum des gesellschaftlichen Geschehens (Hauptwertspähre)
        
        Orientierungen funktionaler Differenzierung nach Esser
        
        binärer Code; teilsystemische Leitwerte
        
        Programmstrukturen; legen teilsystemische Bedingungen, Spielregeln, Gesetze fest, kognitive Orientierungen -> setzen normative Vorgaben des Handelns für die teilsystemischen Akteur_innen, fremdreferentiell: Programmstruktur wird von außen – von anderen Teilsystemen - beeinflusst bzw. enthält viele Elemente aus diesen, rechtliche Regeln ziehen sich durch fast alle gesellschaftlichen Teilsysteme, Verwissenschaftlichung aller anderen Teilsysteme, Versportlichung, Mediatiserung
        Teil ergänzend, teils einschränkend (rechtliche Verbote in der Forschung), selbst referentiell: eigene teilsystemische Bedingungen, Spielregeln, Gesetze und kognitive Orientierungen
        
        Konstellationsstrukturen; ein Teilsystem setzt sich aus a) Leistungsrollen, b) Leistungsorganisationen, c) Leistungsempfängern (Publikumsrollen) und d) teilsystemischen Regierungs-Regimen (Governance-Regimes) zusammen
        
        Wertsphäre/ Wertordnung; Jedes Teilsystem hat einen eigenen Leitwert
        
        generelle Richtung ihres Wollens
        
        Leistung als am Leitwert orientierten Handeln (findet im jeweiligen Teilsystem statt)
        
        Weber: Handeln = fremdreferentiell, da man Patienten, Kunden, Konsumenten, etc. bedienen muss
      - Luhmann: Gesellschaft in 12 Teilsysteme differenziert: Wirtschaft, Politik, Recht, Militär, Kunst, Wissenschaft, Religion, Journalismus, Bildung, Sport, Intimbeziehungen und Gesundheit
        jedes dieser Teilsysteme hat einen eigenen Kommunikationszusammenhang (Leitwerte als binäre Codes), Leitwerte haben eine logische Negation eingebaut -> so folgt man immer dem Leitwert
        
        Polykontexturalität“ (= ein und dasselbe gesellschaftliche Ereignis kann in der Kommunikation der einzelnen gesellschaftlichen Teilsysteme anders verstanden werden, z.B. Zugunfall Recht -> wer ist schuld? Wirtschaft -> Geldverlust? Medizin -> Menschenleben? usw.)
        
        Kein Teilsystem steht im Zentrum des je anderen
      - Ökologische Integration (der Gesellschaft in ihre natürliche Umwelt -> Gesellschaften sind nur dann reproduktionsfähig, wenn sie langfristig kompatibel mit ihrer natürlichen Umwelt existieren können)
      - Bourdieu: Teilsysteme praktizieren wechselseitig anerkannt (legitime Indifferenz; Gleichgültigkeit gegenüber der Existenz der anderen Teilsysteme)
    - - Law of organic progress; evolution of the simple into the complex through successive differentiations (Gesetz des organischen Fortschritts, Differenzierung vom Einfachen zum Komplexen als Grundprinzip natürlicher sowie gesellschaftlicher Evolution)
      - Zwei Stadien gesellschaftlicher Entwicklung sind zu unterscheiden: 1. Militant-hirarchisches Stadium (dominierende staatliche Herrschaft als Ordnungsstiftung), 2. Industrielles Stadium (gesellschaftliche Ordnung durch das freie Spiel der Marktkräfte)
    - - Unterscheidung von einfachen und höheren Gesellschaften (segmentäre Differenzierung vs. funktional differenzierte Gesellschaft)
      - Integration: von “mechanischer” zu “organischer Solidarität” (Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn alle Teilbereiche zusammenarbeiten bzw. in einander greifen, wechselseitige Abhängigkeit zwischen den spezialisierten Teilen der Gesellschaft)
    - - Arbeitsteilung als prägende Ursprungsbeobachtung der differenzierungstheoretischen Perspektive auf die Moderne;
        die Zerlegung der Arbeitsteilung mit ganz neuen Möglichkeiten (Beispiel Nadelproduktion, eine Person alleine würde nur eine pro Tag herstellen können, durch Arbeitsteilung können viel mehr hergestellt werden: effizienter durch zweckmäßige Teilung, Produktionssteigerung und Qualitätssteigerung)
      - Keine Leitung oder umfassende Planung in funktional differenzierten Gesellschaften (natürliche Experimente diesbezüglich fehlgeschlagen: DDR etc.)
      - Dekomposition
        
        Zerlegung eines Ganzen in mehrere Teile:
        Wir haben eine Gesellschaft als Ganzes, welche sich zerlegen muss in einzelne Teilsysteme die bestimmte Funktionen erfüllen (Parsons)
        
        Funktionale Differenzierung der modernen Gesellschaft vollzieht sich als Rollendifferenzierung durch Dekomposition (allerdings nicht als geplant herbeigeführte Rollendifferenzierung, sondern als evolutionär sich ergebende)
        
        Dekomposition, T. Parsons AGIL Schema: eine Gesellschaft wird betrachtet in der Umwelt, die bestimmte Funktionen erfüllen müssen um zu funktionieren, die Differenzierungsdynamiken von vormodern zur Moderne in der Gesellschaftssystem als Ganzes zerlegt wird in Subsysteme entlang der vier Funktionen, das Gesellschaftssystem als Ganzes bildet z.B. das System Wirtschaft für adaption, Politik für goal attainment usw., Differenzierung so: wir haben ein ganzes was bestimmte Funktionen erfüllen muss und was lernt das es besser funktioniert wenn jeder dieser Funktionen einem Subsystem zugeordnet wird, Zerlegung in Subsysteme den bestimmten Funktionen zugewiesen wird, z.B. in Organisationen: Gründung, so lange sie klein können die verschiedene Funktionen auf Ebene der Organisationen erfüllt werden alle machen alles, wenn zu groß wird bzw. wenn wächst dann Differenzierungsdynamiken die agil Schema ausbildet, Dekomposition insofern das die Leitung sortiert und das Unternehmen zerlegt in Subsysteme mit verschiedenen Funktionen
      - Emergenz
        
        die Herausdifferenzierung von Wertsphären als erkämpfte Befreiung der je eigenen Werte aus der vorherigen Vermischung mit anderen Werten), erfolgt evolutionär
        
        nicht ein Ganzes als Ursprüngliches was sich zerlegt sondern umgekehrt, im Ganzen entstehen Teile / emergieren Teile. Funktionale Differenzierung als Ausdifferenzierung, das heißt, dass sich eine bestimmte Funktion (Leistungsproduktion) reinigt von allen Beigaben, die sie ursprünglich mal historisch gehabt hat und sich auf ihren binären Code hinausrichtet. Befreiung der Wirtschaft von Religion als Beispiel (Zinswucherverbot Katholizismus) oder Befreiung der Politik von Religion
        
        Gesellschaftliches ganzes was undifferenziert ist als Basis, Frage. Wie kommt es davon zum funktional differenzierten, nicht als Dekomposition (Zerlegung von oben), sondern das passiert von unten: diejenigen Akteure oder Rollen / Organisationen die an einer bestimmten Leistung etc. besonders interessiert sind besonders spezialisieren, diese Spezialisierung geht immer weiter bis die eigenen Wertsphären entstanden sind, bis dann Politik ohne Religion etc. sich ausdifferenziert hat, Verselbständigung von Teilfunktionen, Max Weber und Niklas Luhmann Vorstellung, funktional differenzierte Gesellschaft als evolutionärer Prozess entstanden, Verselbstständigungsprozesse
      - legitime Indifferenz: differenzierungstheoretische Perspektive H. Tyrell: Grundzug diff. Th. Denkens: These, dass die Akteure die als Leistungsproduzenten in einem bestimmten Teilsystem aktiv sind sich deren Leitwert/binären Code vollkommen unterwerfen in der Rolle/Organisationsmitgliedschaft z.B. als Arzt, dies als oberster Leitwert des handeln alle anderen Leitwerte der anderen Systeme spielen keine Rolle bzw. wenn dann nur Randbedingungen, Ärzte und Krankenhaus Beispiel: Mediziner und berufliche Sozialisation -> Kranke heilen, Krankheiten vorbeugen (koste es was es wolle), legitime Indifferenz gegenüber ökonomischen Leitwerten, Ärzte sollen sich nicht am binären Code der Wirtschaft orientieren und auch nicht an den anderen binären Codes (auch nicht an Wissenschaft, das wird knifflig bei Universitätskliniken, Forscher und Arzt zugleich), Herausforderungen der legitimen Indifferenz durch Ökonomiserungsdruck
    - - Adaptation (Anpassung, wird von dem Teilsystem Wirtschaft erfüllt, passt sich an Umwelt an, braucht Rohstoffe etc. zur Herstellung von Gütern etc.,Anpassungsfähigkeit an (natürliche Umwelt), die Waren und Güter erstellen enormes Potenzial, wie in den anderen Teilsystemen gearbeitet werden kann; Energie, generalisierte Ressourcen, Bereitstellung davon, in einer beispiellosen Vielfalt, die für alle möglichen Zwecke in den anderen Teilsysteme verwendet werden können)
        
        Goal-Attainment (Zielerreichung, durch Politik-System, kollektive Zielsetzungen, wo soll es hingehen, Zielsetzung auch umsetzen; dafür greifen sie die generalsieirten Ressourcen aus der Wirtschaft zu, Corona; zu wenig Impfstoff, das generalisiertes Ziel der Ansteckungsrate und Infiziertenzahl soll runter, Wirtschaft stellt Mittel bereit, Politik setzt die Ziele und setzt sie durch)
        
        Integration (all jene Funktionen, die dafür sorgen, dass eine Gesellschaft als Produktionszusammenhang von Leistungen ihre gesellschaftliche Ordnung beibehält, sozial- und systemintegrativ, z.B. das Rechtssystem; sorgt für Sozial- und Systemintegration indem soziale Kontrolle durchgesetzt wird)
        
        Latent-pattern-maintenance (Treuhandsystem, kulturelle Orientierungen, Werte, Normen etc., die latent, unausgeprochen, hinter unseren Aktivitäten etc. stehen weiterentwickelt und tradiert, z.B. Wissenschaft, Kunst, Religion, Bildung)
    - - Differenziert: Kein einheitliches Ganzes
      - Segmentäre Differenzierung: gleichartig aber für sich unterscheidbar
      - Funktionale Differenzierung: Ansammlung ungleicher Elemente + evaluative Deutungsmuster, die Akteuren vermitteln was erstrebenswert ist etc.
    - - multiple Partialinklusion: durch Leistungs- und Publikumsrollen sind die Gesellschaftsmitglieder meistens in (fast) alle Teilsysteme inkludiert (Wirtschaft: Konsument, Intimbeziehungen: Familie, Bildung: Studium, usw.)
      - Rollendifferenzierung, Rollenkombinationen steigen exponentiell: Einzigartigkeit der je individuellen Zusammensetzungen der Rollen(sowie der -verhältnisse)
      - gesteigerte Selbstbestimmung: Wahlfreiheit und Exit-Optionen durch funktional differenzierte Gesellschaft; Lebenschancen ambivalent, durch Optionssteigerung (aber auch damit einhergehend Entscheidungsparalyse) und Verlust an Ligaturen (Bindungen und Zugehörigkeiten der einen Konstellation schließt andere aus)
      - Integrationserfordernisse: Sozialintegration ( ), Systemintegration und ökologische Integration (Natur setzt die Grenzen des Wachstums etc.)
      - gesellschaftliche Desintegration: Gesellschaftsmitglieder, die sich nicht fügen (z.B. durch Kriminalität, Proteste, Rebellionen, etc.), desintegrative Effekte können z.B. Politikverdrossenheit sein, aber auch: systemintegrativ als Desintegration, Systeme stehen anderen im Weg -> z.B. Wirtschaft und Politik, Klima
      - Überintegration: Ökonomisierungsdruck etc. als Effekte, anderes Beispiel: Politik und Wissenschaft, Grenzen zwischen Ökonomischen und anderen Sphären verschwimmen, feindliche Übernahme, alles gerät in den Bann der ökonomischen Sphäre
        
        sozialintegrativ führt das zu mehr Exklusion, Überflüssigkeit von bestimmten Leistungsproduzenten durch z.B. Digitalisierung, Technisierung, ökologische Desintegration insofern, dass die ökonomische Integration Geld kostet und das schwer wird, wenn es der Wirtschaft schlechter geht
    - - Entstehung der Gestalt funktional differenzierter Gesellschaften, über Jahrhunderte entwickelt -> Ausdifferenzierung der jeweiligen Teilsysteme als Prozess, z.B. Trennung von Religion und Politik
      - Effekte; identische Reproduktion der teilsystemischen Leitwerte, Erwartungen und Handlungsvollzüge auf Mechanismen der Teilsysteme durch die jeweiligen Leitwerte
      - Dynamiken: Richtungen und Kräfte werden durch a) Leitwert, b) Programmstrukturen und c) Konstellationsstrukturen gelenkt
    - - Inklusionsspiel: zwischen Leistungsanbietern und Leistungsempfängern -> Reklamierung von Ansprüchen an Leistungsproduktion - wem steht was zu? Welche Bildungschancen oder medizinische Versorgung? Wer darf mitgestalten?
      - Domänenspiel: zwischen Leistungsanbietern und Leistungsanbietern anderer Teilsysteme -> Ansprüche, Leistungsangebote und Mitwirkungsbefugnisse - Welche Arten von journalistischer Berichterstattung verbitten sich Politikerinnen oder Sportlerinnen?
      - Ökologiespiel: zwischen Leistungsanbietern und Akteuren, die Belange ökologischer Nachhaltigkeit gesellschaftlich vertreten -> Bürgerinneninitiativen, Klimaforscherinnen gegen Unternehmen oder das Militär
      - Ökonomisierungsspiel: zwischen Leistungsanbietern und Unternehmen -> Rücksichtnahme der Leistungsanbieter aller anderen Teilsysteme
      - Hegemoniespiel: zwischen verschiedenen Fraktionen von Leistungsanbietern innerhalb eines Teilsystems -> Auseinandersetzungen zwischen Ärzten und Pflegepersonal im Gesundheitssystem oder Konkurrenz zwischen Banken
- - - - Lebenschancen und Lebensstandards
        
        auf der Ebene individueller Lebensführung: gefiltert je nach ökonomischen Ungleichheiten (die arbeitsmarktvermittelte Ungleichheit bringt eine Besser- und Schlechterstellung der vor allem ökonomischen Ungleichheiten hervor, je nach Kapitalvolumen der Gesellschaftsmitglieder kann ein mehr oder weniger an Lebenschancen und -standards verbessert/verschlechtert werden)
      - gesellschaftliche Integration
        
        Sozialintegration; (Mikroebene, die Individuen die sozial in die jeweiligen Teilsysteme integriert sind), kulturelle Ungleichheiten von Lebensweisen, in Verbindung mit ökonomischer Ungleichheit (Besser- oder Schlechterstellung in Bezug auf ihre Optionen), kulturelle Ungleichheit (unterschiedliches Ausmaß an Anerkennung oder Respekt, der jemanden für Merkmale seiner Lebensweise gesellschaftlich gezollt wird, schlechter gestellt ist man kulturell in dem Maße, in dem die eigene Lebensweise Diskriminierungen unterworfen wird -> nichts anderes als Anerkennungsverweigerungen) -> sorgen für Sozialintegration/-desintegration, Exklusionskumulation als extreme Form der Ungleichheit (Arbeitslosigkeit)
        
        ökologische Integration; der Gesellschaft in ihre natürliche Umwelt
        -> Gesellschaften sind nur dann reproduktionsfähig, wenn sie langfristig kompatibel mit ihrer natürlichen Umwelt existieren können. Resultat des komplexen Zusammenspiels von der Fortschrittsidee und dem Kapitalismus: ökologische Desintegration (Klimawandel, Umweltzerstörungen etc. als Folge vom Streben nach immer mehr und entsprechendem Handeln, Natur wird als Ware auf dem kapitalistischen Markt gehandelt)
        
        Systemintegration: Makroebene, die Teilsysteme, die in die jeweiligen anderen Teilsysteme integriert sind, z.B. Ökonomisierung (wenn alle anderen gesellschaftlichen Teilsysteme immer stärker ökonomischen Spar- oder Gewinnzwängen unterworfen werden, werden dadurch die jeweils eigenen Leitwerte dieser Teilsysteme immer mehr relativiert und alles wird immer stärker nur noch unter ökonomischen Gesichtspunkten beurteilt.
      - alternative Lesarten von Fortschritt (resultierend sind Kämpfe entgegengesetzter Positionen mit unterschiedlichen Lesarten der Fortschrittsidee; z.B. hegemonial vs. anti-hegemonial)
    - - „green capitalism“ (ökologische Desintegration nutzen, um einen grünen Kapitalismus hervorzubringen; z.B. versteuern von CO², Geld verdienen mit alternativen Energien usw.)
    - - „kosmopolitisch“-“individualistische“ vs. „demarkationistisch“-“kommunitaristische“ Rechtfertigungsordnung (Bsp. Flüchtlinge etc., Unterschied beider Ordnungen: Öffnung bzw. Schließung des gesellschaftlichen Zusammenlebens, in zwei Hinsichten: räumlich und auf die Lebensführung bezogen, räumlich: wie selektiv sollten die Grenzen des Nationalstaats als Abschirmfilter gegenüber ökonomischen und kulturellen Einwirkungen von außen installiert werden, Lebensführung: Ausmaß innerhalb dieser Grenzen bestehender koexistenter Pluralität und Individualität, „good opening“ des neuen und bereicherneden vs. „bad opening“ von Verunsicherung, Anomie und zu-kurz-kommen, letztere: „good closing“ der Überschaubarkeit, Verlässlichkeit und Gemeinschaftlichkeit -> Wiederbelebung von bestimmten Ligaturen vs. „bad closing“: ewige Spießigkeit und Langeweile, erste Rechtfertigungsordnung: von der neuen Mittelklasse vertreten, hohes kulturelles Kapital, im Feld der Wissens- und Kulturökonomie arbeitend, zweite Rechtfertigungsordnung: von der alten im Kern nicht akademischen Mittelklasse getragen, gemeinsam mit den nicht-respektablen Teilen der Unterklasse (Reckwitz)
- - - - Soziales Kapital (= soziale Beziehungen, die eine Person unterhält und die nützlich sein können, Freunde nutzen, um neue Freunde zu machen, Vitamin B, berufliche Karriere durch soziales Kapital)
      - Das Ultimatumspiel stellt spieltheoretisch kollektive Proteste gegen gegebene Ungleichheitsstrukturen dar. Dabei sind auf der einen Seite die geforderten Bessergestellten und auf der anderen Seite die fordernden Schlechtergestellten. Beide Akteure haben aufgrund der Kosten einer dauerhaften Nicht-Einigung das Interesse einer Einigung, allerdings nicht um jeden Preis. Dabei kommt es auf die Kräfteverhältnisse und die Einflusspotentiale der Akteure an, wer wie entgegenkommt etc. Der Wohlfahrtsstaat ist das Gesamtresultat der Serie von Ultimatumspielen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.
      - Bourdieu; ökonomisches und kulturelles Kapital (4 Schritte des Investierens: 1. Einsatz von eigenem ökonomischem Kapital, um ökonomisches Kapital zu vermehren, z.B. in Aktien etc. investieren, dafür braucht man schon etwas mehr ökonomisches Kapital als zum Überleben notwendig ist, 2. Investition kulturellen Kapitals um ökonomisches Kapital zu vermehren, z.B. durch Bildungsqualifikation Einkommen steigern, studieren um einen besser bezahlten Job zu bekommen, 3. Einsatz kulturellen Kapitals um kulturelles Kapital zu vermehren, z.B. Abitur machen um studieren zu können, Bachelor machen um Master zu machen usw., zahlreiche Möglichkeiten an Weiterbildungszertifikate zu erwerben um berufliche Karriere zu beschleunigen, 4. Einsatz von ökonomischen Kapitals um kulturelles Kapital zu erwerben, z.B. ein teures Studium, Seminare, Haushaltshilfe damit man seine Zeit für Dissertation nutzen können, die 4 Schritte bilden keine lineare Sequenz also im Sinne von der 1. Kommt vor dem 2. Usw., Personen können je nach Kapitalausstattung mit jedem der Schritte beginnen etc.)
      - Heute: nur noch „Leistung“ als Ungleichheitslegitimation – wenn Chancengleichheit gegeben (die Besserstellung einer Person gegenüber anderen als Resultat höherer Leistung, z.B. mehr Bildung etc.)
      - Kapitalismus: arbeitsmarktvermittelte Ungleichheiten (als dominante Ungleichheitsdimension; die nicht-Besitzer von Produktionsmitteln die Verkäuflichkeit der je eigenen Arbeitskraft erhalten und möglichst steigern müssen), Besitzer von Produktionsmitteln/Kapital vs. Nicht-Besitzer = Arbeitskraftverkäufer
      - Was für eine Bedeutung hat das Inklusionsspiel in der Ungleichheitsperspektive? Manifestationen von Ungleichheiten können abgelesen werden, die Bedeutung von Besser- und Schlechterstellung lässt sich am Besten durch Vergleiche zwischen gleichen Publikumsrollen bei unterschiedlichen Individuen zeigen (z.B. Patient A beim Arzt und Patient B beim Arzt), viel oder wenig leisten können?, Bilanz dessen, was er/sie bei den verschiedenen Inklusionsspielen bei den Publikumsrollen für sich rausholen kann, welche Chancen auf dem Heiratsmarkt, im Sport, in der Bildung etc. habe ich im Vergleich zu anderen?, was springt in den Inklusionsspielen für mich heraus?, Ungleichheitsbetrachtung mit der differenzierungstheoretischen Perspektive verbinden, bessere/schlechtere Anwartschaft in den kommerzialisierten Bereichen durch eine Besser-/Schlechterstellung in Beruf
- - - - Luhmann: »Gesellschaft […] ist das jeweils umfassendste System menschlichen Zusammenlebens. Über weitere einschränkende Merkmale besteht kein Einverständnis.«
        
        „Gesellschaften sind die jeweils größte Art von relativ aus sich heraus reproduktionsfähigen sozialen Gebilden“ (Schimank 2013: 15)
        
        Parsons: »Wir definieren Gesellschaft als den Typ eines sozialen Systems, dessen Kennzeichen ein Höchstmaß an Selbstgenügsamkeit […] im Verhältnis zu seiner Umwelt […] ist.« (Gesellschaft das größte, größtenteils unabhängige System menschlichen Zusammenlebens)