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VL_ Sprachdidaktik Sprachdidaktik & Inklusion, (siehe Abb.) - Coggle…
VL_ Sprachdidaktik Sprachdidaktik & Inklusion
Inklusion - zum Begriff
Es gibt keine einheitliche Definition von Inklusion (vs. Integration), die von allen geteilt wird (auch nicht innerhalb der Forschung).
Inklusive Bildung
(UNESCO 2009: 8, Policy Guidelines on Inclusion in Education:)
“Inclusive education is a process of strengthening the capacity of the education system to reach out to
all learners
and can thus be understood as a key strategy to achieve EFA [Education for All, B.B.]. As an
overall principle
, it should guide all education policies and practices, starting from the fact that education is a basic
human right
and the
foundation for a more just and equal society
.“
Inklusive Fachdidaktik Deutsch
Hennies/Ritter 2014, 11
Versuch, die bestehenden Strukturen der Deutschdidaktik vor dem Hintergrund inklusiver Ansprüche zu durchdenken
heuristisches Modell, das letztlich jedoch in einer allgemeinen Didaktik der Sprache und Literatur aufgehen soll
Didaktik, die einen normativen Orientierungsrahmen für fachdidaktisches Denken eröffnet, in dem Heterogenität nicht als Störgröße erlebt, sondern zum konstitutiven Merkmal von Unterricht gemacht wird
Becker-Mrotzek 2016, 48
„Für einen inklusiven Deutschunterricht ist neu zu bestimmen, worin die zentralen Ziele bestehen sollen.“
Diskussionslinien um Inklusion in der Sprachdidaktik:
enger Inklusionsbegriff
Fokus auf sonderpädagogischem Förderbedarf
weiter Inklusionsbegriff
Fokus auf generellen Abbau von Barrieren und Teilhabe aller Lernenden
alle Begriffe sind v.a. normativer Inklusionsbegriffe (Inklusion als normativer „Zielrahmen“; explizit positive Wertung)
Heterogenität & Differenz
Heterogenität – Homogenität Differenz – Gleichheit
Differenz...
kognitions-psychologisch
Vorhandensein von Merkmalen
(essentialistisch)
sozialkonstruk-tivistisch
hergestellt in Interaktion (sozial konstituiert)
... in Bezug auf Schulleistungen:
3 Bezugsnormen
Leistung der Bezugsgruppe
(soziale Bezugsnorm)
Lernleistung zu einem früheren Zeitpunkt
(individuelle Bezugsnorm)
im Bildungsplan vorgesehene Lernziele bzw. Aufgabenkriterien
(sachliche/ curriculare Bezugsnorm)
Heterogenität in der Diskussion der Deutschdidaktik
1.
Heterogenität ist in Deutschdidaktik und Deutschunterricht nichts völlig Neues.
Verweis auf historische Tradition: pädagogischesSelbstverständnisder Grundschule als Schule für (fast) alle, entsprechende pädagogische und fachdidaktische Konzepte
aber:
immer Ausschluss von Kindern, die als „nicht normal bildbar“ galten
Die fokussierten Differenzlinien haben sich verändert. Nicht mehr Fokus auf einzelne Gruppen, sondern
Diversität ist insgesamt im Fokus.
(d.h., dass sich alle Lernenden irgendwie unterscheiden und individuelle Lernvoraussetzungen und -Bedürfnisse berücksichtigt werden müssen)
2.
Die Forderung nach inklusivem (Deutsch-) Unterricht für alle Lernenden stellt völlig neue Herausforderungen.
neu v.a.:
Differenzlinie Behinderungserfahrung – im schulischen Kontext etikettiert als „sonderpädagogischer Förderbedarf“ (& Diversität aller Schüler/innen)
-->
fachspezifische Inhalte, Lehr-Lernmethoden?Welche Kompetenzen sind für gesellschaftliche Teilhabe in welcher Weise relevant?
-->
differenzierte Erwerbsmodelle
-->
Welche Kompetenzen sind wann von wem zu erreichen? Differenzierung der Bildungsstandards für unterschiedliche Lerngruppen?
(vgl. z.B. Becker-Mrotzek 2016)
Diskussions-/Spannungsfelder inklusiven (Sprach-)Unterrichts
Gemeinsamkeit – Individualisierung
Individuell zugeschnitten lernen, aber trotzdem gemeinsam?
Kompensation – Diversifizierung
Alle zum gleichen Ziel „hin-fördern“ oder jedem seinen eigenen Zugang und seine eigenen Ziele?
Kompensatorische Perspektive
auf Heterogenität im DU:
Bildungsstandards oder internationale Vergleichsstudien (PISA etc.) als normatives Bezugssystem für Teilhabe und Chancengerechtigkeit
Ziel:
Verhindern des Scheiterns in Bildungsgängen, Ausgleich systematischer Benachteiligung für bestimmte Gruppen
Problem:
Setzung einer ‚objektiven‘, individuums-unabhängigen Bezugsnorm statt bestmögliche Ausschöpfung individueller Ressourcen
erfolgreiches :left_right_arrow: nicht erfolgreiches Lernen
:zap: gesellschaftliche Teilhabe
Aufgabe von Inklusion = ausgleichende Förderung
i.d.R. bezogen auf Kinder aus sog. „bildungsfernen“ Milieus/Kinder mit geringem sozio-ökonomischem Status, mit Migrationshintergrund, Jungen
Diversifizierung
als Reaktion auf Heterogenität im DU:
im Fokus:
Individualität der Lernenden und individualisierte Lernprozesse
Heterogenität als Grundkonstante
aller
Lernendengruppen (Benachteiligungs-strukturen werden nicht in den Vordergrund gestellt – aber indirekt bearbeitet)
Distanzierung von normativgesetzten Kompetenzzielen (z.B. Bildungsstandards)
:zap: gesellschaftliche Teilhabe
DU als institutioneller Rahmen für individuelles Lernen des Einzelnen
fordert:
1.
Erwerbsmodelle, die idealtypischen Verlauf und individuelle Verläufe abbilden
2.
individuelle Lernumgebungen mit optimaler Unterstützungsstruktur
Anforderungen
, u.a.:
diagnostische Kompetenz
fachliche Kompetenz
Kooperation von Fach- und Sonderpädagogik-Lehrkräften
Spezifische Herausforderungen
:
Es fehlt (in unterschiedlichem Maße) an Grundlagenwissen zu Erwerbsprozessen, zur Angemessenheit von Lehrgängen und Methoden (alle Kompetenzbereiche), insbesondere bei SuS mit „sonderpädagogischem Förderbedarf“.
:arrow_right: Gängige Praxis ist nicht unbedingt angemessen oder fachlich fundiert!
Differenzierung/ Elementarisierung
Vielfältige Lernangebote für jeden und jedem seinen eigenen Weg eröffnen?
Passungsproblem:
Anforderungen einer Aufgabe - Lernvoraussetzungen der Schüler/innen
„Das Erreichen von Passung gilt als fachdidaktisches Zentralproblem eines Unterrichts in heterogenen Lerngruppen.“
(Naugk/ Ritter/ Ritter/ Zielinski 2016, 44)
Passung herstellen
z.B. durch...
Ausdifferenzierung des arrangierten Lernangebots
(insbes. alternative Materialien und Aktivitäten; Wahlmöglichkeiten bei Zielen/Aktivitäten für Lernende; Berücksichtigung unterschiedlicher Lerntempi;...)
Elementarisierung
= Konzept der Geistigbehindertenpädagogik
Ausgangspunkt:
kollektive Lernerfahrung herstellen
nicht vom fachlichen Gegenstand aus gedacht (wie bei der expliziten/ impliziten Differenzierung)
weniger: Ziel des Erwerbs derselben fachlichen Kompetenzen, sondern gemeinsame Auseinandersetzung am (im weitesten Sinne) gemeinsamen Gegenstand bei tw. sehr unterschiedlichen Aktivitäten
Elementares = tiefliegender gemeinsamer ‚Sinn‘ der unterschiedlichen bearbeiteten Gegenstände (Seitz: „Kern der Sache“)
Differenzierung
Explizite Differenzierung
(= Binnendifferenzierung)
:
Lehrerseitige Lösung des Passungsproblems: (verschiedene) Zugänge schaffen zum Gegenstand; Passung und Angemessenheit herstellen
Gefahr:
leistungsbezogene Ausrichtung der Differenzierungsangebote (Komplexitätsabstufung statt Personenpassung als Ausgangspunkt); defizitorientierte Perspektive und trennende Dynamik
Beispiel: Leichte Sprache
Implizite Differenzierung
:
schülerseitige Differenzierung und Passungsherstellung, nicht lehrerseitige vorstrukturiert
Individueller Zugriff der Lernenden auf Gegenstand; Lernende passen selbst an jeweiliges Entwicklungsniveau an
Setzt Aufgaben voraus, die in eben dieser Form flexibel zu bearbeiten sind; erfordert lehrerseitig differenzierten Umgang mit Produkten/Lernergebnissen
„Inklusiver Unterricht bedeutet, dass alle Kinder in einer unausgelesenen und ungeteilten Lerngruppe sich allgemeine Bildung [...] aneignen können, und zwar mit aktiver Unterstützung von kooperierenden Pädagogen und sozialen Netzwerken“
(Wocken, 2014)
...und zwar:
nach individuellem Vermögen und individuellen Bedürfnissen
1.
Gemeinsamkeit - Individualisierung
mit gemeinsamen und differentiellen Lernsituationen
2.
Kompensation - Diversifizierung
in vielfältigen Lernprozessen
unter Nutzung förderlicher Ressourcen
ohne behindernde Lernbarrieren
3.
Differenzierung/ Elementarisierung
mit entwicklungsorientierter Lernevaluation
ohne diskriminierende und exkludierende Praxen
allgemeinpädagogische Perspektive
auf Heterogenität und Inklusion
Fokus auf Momente und Formate der Gemeinsamkeit
soziale Dimension des Lernens tendenziell im Vordergrund
Alltagsrelevanz
(Bewältigung des Alltags), konkret-leibliche Sprachverwendung, basale Schriftsprachkompetenzen
fachdidaktische Perspektive
auf Heterogenität und Inklusion
Ausgangspunkt beim Gegenstand/ fachbezogenen Lernen
Rolle von Standards/Normen/ Erwartungen (Gefahr der Betonung von Abweichung)
auch
anspruchsvolle, abstrakte sprachliche Gegenstände werden zum Gegenstand (z.B. Sprachreflexion)
Ziel:
gesellschaftliche Teilhabe, inkl. Teilhabe an Kunst und Kultur, Politik,...
Ausblick: „Faktor Lehrkraft“
(siehe Abb.)