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Hypothesen zum Zusammenhang von Erst- und Zweitspracherwerb (1.…
Hypothesen zum Zusammenhang von Erst- und Zweitspracherwerb
1. Identitätshypothese
(Chomsky; Anfang der 70er)
Begriffe
Universalgrammatik
Intralinguale Fehler als Beweis
Erwerbssequenzen
Bezeichnungen
ESE und ZSE natürliche Phänomene ohne Steuerung von außen
Spracherwerbsmechanismus, Universalgrammatik (auf die grammatischen Systeme aller Sprachen aufbauen)
L2-Erwerb verläuft analog zum L1-Erwerb
es findet keine Beeinflussung von L1 auf L2 statt (Boekman)
zeitliche Einordnung
Anfang der 70er
aus der Kritik der Kontrastivhypothese (Grießhaber)
Hauptvertreter: Dulay, Burt
Hauptthese
„Erwerb/Lernen von L2 läuft analog zum L1-Erwerb“ (Boekman) --> L1 = L2
ES+ZS sind natürliche Phänomene ohne Steuerung von außen
Unterscheidung in starke und schwache Form
Es ist unwichtig wie die MS ist und welche S gelernt wird
Lerner versch. Ausgangssprachen machen ähnliche Fehler
Lerntheoretische Zuordnung/Sprachwissenschaftliche Grundlage
Nativistischer und kognitivistischer Erklärungsansatz (Naom Chomsky)
jeder Mensch hat angeborene Fähigkeit zur Sprachentwicklung
(LAD = Language Acquisition Device) Sprachewerbsmechanismus
Menschen verfügen über Universalgrammatik (Basis für grammatisches System aller natürlicher Sprachen)
--> gibt universelle Sprachlernfähigkeit
Kritik
L1 ≠ L2!
L2-Erwerb läuft anders ab, da bereits kognitive Grundfunktionen und Strukturen von L1 vorhanden sind (Spracherwerbsmechanismus, beim L2-Erwerb nicht mehr voll wirksam)
Kognitive + soziale Grundfunktionen wurden bereits in L1-Erwerb aufgebaut --> entsprechende Strukturen werden von weiteren Sprachen genutzt
--> empirisch nicht haltbar, nicht theoretisch begründet
2.Kontrastivhypothese/Interferenzhypothese/Kontrastivitätshypothese
(Lado/Fries; 60er)
Bezeichnungen
Grundlage: kontrastive Linguistik/Analyse (Sprachsysteme werden miteinander verglichen)
Lerntheoretische Grundlage: Behaviorismus „L1 habits“ werden auf L2 übertragen
Kritik
Taugt nicht wirklich zur Erklärung des L2 Erwerbs
Fehler nicht immer durch MS erklärbar
L2 Erwerbende verwenden Elemente und Strukturen, die weder in der Zielsprache, noch in L1
vorkommen
Kontrastmangel als Lernproblem bei L2: Erwerb ähnlicher Phänomene kann zu großen Problemen
führen
Umsetzung im Unterricht
Elemente und Strukturen, die häufig Interferenz hervorrufen, sollen im Unterricht besonders geübt
werden
Ähnlichkeiten der verschiedenen Sprachen herausarbeiten
Schwierigkeiten können bei heterogenen Gruppen entstehen
Bedeutung für den Fremdsprachenunterricht
Sprachvergleich als sinnvolles methodisches/didaktisches Mittel mit bestimmten Grenzen
Eventuelle Schwierigkeiten:
Fähigkeiten der Schüler (z.B. Vokabular)
Probleme bei mehrsprachigen Lerngruppen
Wenig Betonung in Aus- und Weiterbildung der Lehrer
Grundannahme
Geht um Interferenz zwischen verschiedenen Wissenskomponenten des Lerners zu einem gegebenen
Zeitpunkt (ES bildet Matrix für Erwerb weiterer Sprachen)
Diese Hypothese dient in ihrer starken Form der Vorraussage von Lernschwierigkeiten, Fehlern und ihrer Analyse
In ihrer schwachen Form der diagnostischen Funktion
Kann Aussagen über Verlauf des Spracherwerbs machen
Grundannahme: Kontrastive Analyse:
Unterschiede zwischen Sprachen verursachen Schwierigkeiten
Ähnlichkeiten wirken sich lernerleichternd aus
Transfer = Übertragung von Elementen oder Strukturen von einer Sprache auf eine andere (emisten
Schwierigkeiten dort, wo Strukturen sich unterscheiden)
Positiver Transfer: durch Übertragung von L1 Strukturen entstehen mögliche oder korrekte
zweitsprachliche Formen (z.B. „tea“ --> Tee)
Negativer Transfer: durch Übertragung von L1 Strukturen entstehen Fehler (z.B. „red“ --> rot)
3. Interimssprachen- oder Interlanguagehypothese (auch: Lernersprachenhypothese)
(Selinker; 1972)
Bezeichnungen
Auch: Lernersprachen-, Interrimssprachenhypothese; Lerner-, Interrimsvarietät; Zwischengrammatik
Urspgrl. „approximate systems“ („sich annähernde Systeme)
Geht auf die Fehler- und Sprachlernanalyse zurück
„Beim Erwerb einer zweiten Sprache bildet der Lerner ein spezifisches Sprachsystem heraus, das Züge von Grund- und Zweitsprache sowie eigenständige, von Grund- und Zweitsprache unabhängige sprachliche Merkmale aufweist.“ (Bausch und Kasper 1979, S. 15)
Kann Merkmale der L1 oder der Zielsprache L2 erhalten
FSE wird sowohl von Prinzipien der Sprachverarbeitung bestimmt, wie auch von der Umgebung
Bei jedem Lerner entwickelt sich seine eigene Sprache, die sich in Sequenzen entwickelt und jede Sequenz hat ihre eigene Grammatik
5 psycholinguistische Prozesse
1. Transfer aus anderen Sprache
Regeln, Gewohnheiten werden aus MS (oder anderen beherrschten Sprachen) in die Systematik der Interlanguage übernommen
2. Transfer aus der Lernumgebung
Ungeeignete Lehrmaterialien bzw. Übungsformen können zu Sondermerkmalen der Interlanguage führen
3. Lernstrategien
Der Lerner findet selbst Regeln heraus, überprüft und bestätigt oder revidiert sie
4. Kommunikationsstrategien
Wenn Lerner etwas sagen wollen und ihnen die dazu fremdsprachlichen Mittel fehlen, dann müssen sie mit diesem Kommunikationsproblem fertig werden. Zur Bewältigung einer solchen Situation werden verschiedene Strategien verwendet
5. Übergeneralisierung
Bisher erworbene Kenntnisse der Zielsprache werden durch Anwendung falscher Analogien auch dort eingesetzt, wo sie nicht angebracht sind
Begriffe
5 psycholinguistische Prozesse
Fossilierungen
Variabilität – Systemazität – Instabilität
Fossilierungen (Selinker: „sprachliche Abweichungen von der Zielsprache, die Zweitsprachenlerner aus ihrer frühen Sprachlernphase beibehalten und zwar unabhängig von ihrem Alter, der Unterrichtsdauer oder ihrem Erkläraufwand, der darauf verwendet wurde, sie ihnen abzutrainieren“)
Grundlage ist die Fehler- und Lernsprachenanalyse
Interlanguage/Interrimssprache = regelgeleitetes System der Sprachvarietät
Dank Zwischenstufen kompatibel mit den Erwerbssequenzen des ESE und ZSE
Kritik
Hypothese beschreibt, aber erklärt nicht
Sagt nichts über Beziehungen zwischen L1 und L2 und Auswirkungen auf den Erwerbsprozess aus
Gibt keine Erklärung, wie die jeweils nächste Zwischenstufe erreicht wird
Unterricht
Interrimssprache ist KEINE fehlerhafte/unvollständige/nur von L1 abgeleitete Version von L2
Sondern eigene Sprachvarietät, mit Elementen aus L1 und L2, aber auch aus völlig neuen Strukturen
(spiegeln Sprachstand des Lerners wieder)
Korrekturen müssen so angewandt werden, dass sie den Sprachstand des Lerners aufgreifen (auf
jeweiliger Sprachentwicklungsstufe könnte ein Fehler bei der L2 in der L1 korrekt sein
Unterricht am Sprachstand des Lerners angepasst (nicht Lernzeit mit etwas verschwenden, das der
Lerner auf jetziger Entwicklungsstufe noch gar nicht kann)
Lehrer
Müssen intuitiv handeln
Dürfen nicht schematisch/strikt nach Plan unterrichten
Müssen den zu vermittelnden Stoff an die Aufnahmekapazität der Lerner anpassen