Gemeindepädagogik
Ist ein Containerbegriff
unterschiedlichem Interesse
divergierenden inhaltlichen Konnotationen
subjektiv (theologische/pädagogische Vorstellungen)
unreflekiert
Theologe vs Pädagoge/ Gemeinde vs. Pädagogik
Absicht Rosenboom
Chronik
Gemeindepädagogik“ ist für ihn „zunächst nichts anderes als Pädagogik“.7 Der Unterschied zwischen Gemeindepädagogik und anderen Teilbereichen der Pädagogik bestehe in dem Mehrwert, der durch den Teilbegriff „Gemeinde“ angezeigt ist. Dabei ist Gemeinde für Rosenboom mehr als eine Ortsbestimmung. Sie ist ein didaktischer Ort, vor allem aber ein „pädagogisches Feld“, das die Grundbedingungen des pädagogischen Handelns genauso beschreibt wie die Ziele des Handelns und die Voraussetzungen und Möglichkeiten ihrer Verwirklichung.8 Für Rosenboom ist Gemeindepädagogik ein umfassendes gemeindliches und kirchliches Handlungskonzept.
pädagogisches Gesamtkonzept für die Gemeindearbeit, damit die pädagogische Arbeit in den Gemeinden auf einem Niveau geplant, durchgeführt und reflektiert werden kann, das dem Stand der aktuellen Pädagogik entspricht
Absicht Heßler
„Gemeindepädagogik“ ist eine Brücke zwischen entfremdeten Denkwelten. Im DDR-Kontext waren Pädagogik und Theologie noch weiter voneinander getrennt als im Westen. Heßler möchte beide Wissenschaften wieder miteinander ins Gespräch bringen.
„Gemeindepädagogik“ soll der Begegnung von Theologie und Pädagogik dienen
Die Theologie muss die Päd-agogik als ihre Handlungswissenschaft begreifen lernen. Die Pädagogik muss sich der Theologie bedienen, sie beanspruchen. Das Verhältnis darf nicht additiv, sondern es muss integrativ gedacht werden.“ 9
Auf die Teilbegriffe „Gemeinde“ und „Pädagogik“ fällt bei unterschiedlichen Prämissen und divergierenden Perspektiven jeweils ein anderes Licht. Durch die Verbindung zweier mehrdeutiger Teilbegriffe kann kein eindeutiger Gesamtbegriff entstehen.
Einführung 1974 Enno Rosenboom und Eva Heßler
1974 wurde von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau eine „Gemeindepädagogen-Verordnung“ erlassen10 und zwei Jahre später wurde dort ein „Berufsverband der Gemeindepädagoginnen und -päd agogen“ gegründet
1976 hielt Gottfried Adam seine Antrittsvorlesung als Praktischer Theologe vor der Marburger Fakultät zum Thema „Gemeindepädagogik. Erwägungen zu einem Defizit Praktischer Theologie.“11
Drei Jahre später erschienen die ersten Bände der von Gottfried Buttler und WolfEckart Failing herausgegeben Reihe „Beiträge zur Gemeindepädagogik“.12
1982 wurde der Begriff durch „Empfehlungen
zur Gemeindepädagogik“ kirchenamtlich sanktioniert.13
Unabhängig davon, ob nun Gemeindepädagogik als Korrektur-, Defizit-, Suchoder Integrationsbegriff verwendet wird, war und ist er immer auch ein Impuls-,
Orientierungs- und Programmbegriff mit innovatorischem Potential.
Gemeindepädagogik ist deshalb in erster Linie auch Gemeindedidaktik. Sie leitet dazu an, die in Kirchen und Gemeinden angestrebten Ziele zu entwickeln, zu begründen und zu reflektieren. Dabei wird der „Container-Charakter“ des Begriffs besonders deutlich, denn Ziele und Konzeptionen sind unmittelbar von den jeweils prägenden theologischen und pädagogischen Prämissen und Perspektiven abhängig. Andere Voraussetzungen bedingen andere Ziele. Dies führt zur prinzipiellen Unabgeschlossenheit gemeindepädagogischer Konzeptionen.
Gemeindepädagogische Lernprozesse sind kommunikative Suchbewegungen mit innovatorischem Potential. Es geht um Weggenossenschaft und Befähigung zur Weggenossenschaft. Dabei sind die Kompetenzen aller Beteiligten wichtig, vor allem aber die alltäglich nötigen Kompetenzen der Gemeindeglieder und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Gemeinse Grundkonzeption scheitert an den Vorstellungen der veschiedenen Länder/Landeskirchen
Die Landeskirche in Bayern hat ihren „Fachhochschulstudiengang für Religionspädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit“ bewusst nicht an die kirchliche Fachhochschule für Sozialwesen, sondern an die Theologische Hochschule etc.
Unterschiedliche Abschlüsse mit unterschiedlichen BEzeichnungen: Gemeindepädagoge (Nur Westfälische Kirche/Hessen-NAssau), Diakon/-
in, Gemeindediakon/-in, Religionspädagoge/-in, oder Bildungsreferent/-in. Alles mit unterschiedlichen Konzeptionen.
informelles Lernen in der Gemeinde Informelles Lernen bezeichnet ein Lernen in Lebenszusammenhängen, das ursprünglich vor allem als ein Lernen außerhalb des formalen Bildungswesens (z. B. Schulen) angesehen wurde.
das dimensionale Verständnis pädagogisiert nicht, sondern lässt Raum für die übrigen Dimensionen. Die gemeindepädagogische Dimension wird dort besonders deutlich, wo die didaktische Frage nach dem Ziel gestellt wird, auf das die Gemeinde in ihrer Existenz und mit ihren Angeboten ausgerichtet ist. Auf diese Weise wird konzeptionelles Arbeiten gefördert und eine entsprechende Evaluation ermöglicht. Dimensionale Gemeindepädagogik lei-stet damit einen unverzichtbaren Beitrag zur Veränderung und Erneuerung von Gemeinde.
Gemeindepädagogik darf deshalb nicht sektoral begrenzt bleiben und sich auf institutionelle und formelle Angebote beschränken. Sie muss Gemeinde als Raum des Lernens wahrnehmen und darauf aufmerksam machen, dass alles gemeindliche und kirchliche Handeln auch eine gemeindepädagogische Dimension hat. Sie richtet ihre Aufmerksamkeit auch auf Handlungsfelder, die nach sektoralem Verständnis nicht zum gemeindepädagogischen Arbeitsfeld zählen.
Wird Gemeindepädagogik vorrangig als Berufstheorie für eine abgegrenzte Berufsgruppe verstanden, dominiert in der Regel das sektorale Verständnis. Wird sie als Praxistheorie für alle definiert, die in Kirche und Gemeinde hauptberuflich oder ehrenamtlich mitarbeiten, dominiert das dimensionale Verständnis. Demnach wäre zu vermuten, dass an Fachhochschulen besonders das sektorale und an theologischen Fakultäten das dimensionale Verständnis prägend ist. Nach meiner Beobachtung ist es jedoch in der Regel umgekehrt.
Vermittlung und Verständigung
Für sie besteht die Aufgabe der Gemeindepädagogik nicht darin, darüber nachzudenken, wie eine zeitlos gültige Wahrheit lernpsychologisch geschickt an den Mann und an die Frau gebracht werden kann. Sie wollen in wechselseitiger Verständigung danach fragen, wie Evangelium in Worten, Ritualen und Handlungen im alltäglichen Leben der einzelnen Beteiligten Gestalt gewinnen will. Eine so verstandene Gemeindepädagogik „importiert Gott nicht in die Welt“, sondern versucht, Gottes Wirken in der Welt zu erkennen und voranzutreiben, „was längst schon stattfindet“.
Gemeindepädagogik will Menschen anregen, im Gespräch mit anderen dem nachzugehen, was ihnen wichtig ist, und anregen, dies mit der biblischen Botschaft in Beziehung zu setzen.