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Hyperkinetische Störung F90 (ADHS u.a.) (Diagnostik:Wichtig:…
Hyperkinetische Störung F90 (ADHS u.a.)
Begriffe
HKS
Hyperkinetisches Syndrom
ADHS
Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung
ADS
Aufmerksamkeitsdefizitstörung
Einfache Aktivitäts-und Aufmerksamkeitsstörung
(F 90.0)
Aufmerksamkeitsstörung
•hohe Ablenkbarkeit
•Tätigkeiten (z.B. Schularbeiten) werden nicht beendet
•Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit über längere
Zeiträume zu halten
•Flüchtigkeitsfehler /Vergesslichkeit
•Kind scheint nicht zuzuhören, wenn Andere es ansprechen
•Beschäftigt sich nur widerwillig mit Aufgaben, die länger
andauernde geistig Anstrengung erfordern –oder vermeidet
dies
Hyperaktivität
•extreme Ruhelosigkeit (z.B. mit Händen und Füßen
zappeln, auf dem Stuhl herumrutschen)
•hohe motorische Aktivität
•Schwierigkeiten, ruhig zu spielen
•im Unterricht plötzlich aufstehen
•läuft herum, klettert exzessiv in unpassenden
Situationen
Impulsivität
•plötzlich und ohne überlegen zu handeln
•Kein Bedürfnisaufschub
•Kind platzt häufig mit Antworten heraus, bevor Frage zuende
gestellt wurde
•Kind kann häufig schwer warten, bis es an der Reihe ist (beim
Spielen oder in Gruppensituationen)
•schnell emotionale Ausbrüche
•Kind redet übermäßig viel
•Streit erhöhtes Unfallrisiko
(situationsübergreifend, vor dem 6./7. Lebensjahr beginnend, mind. 6 Monate andauernd)
Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens (F 90.1)
Aufmerksamkeitsstörung
Hyperaktivität
Impulsivität
Störung des Sozialverhaltens
•Deutliches Maß an Ungehorsam, Streiten oder Tyrannisieren •Ungewöhnlich häufige oder schwere Wutausbrüche •Grausamkeit gegenüber anderen Menschen oder Tieren •Erhebliche Destruktivität gegenüber Eigentum •Zündeln •Stehlen •Häufiges Lügen •Schuleschwänzen •Weglaufen von zu Hause
Epidemiologie
= Lehre von der Verbreitung der Krankheiten bzw. Störungen in der Bevölkerung.
Prävalenz
Häufigkeit einer Erkrankung
•Prävalenz: 1% -3,4% nach ICD-10 •Jungen deutlich häufiger betroffen (2:1 ... 3:1) •Familiäre Häufung •kulturunabhängig •Vorstellung häufig im Vor-und Grundschulalter sehr häufig Anlass zu kinderpsychiatrischer Diagnostik
Prävalenzrate
Häufigkeit einer Erkrankung innerhalb eines bestimmten Zeitraumes oder eines Zeitpunktes (z.B. Punktprävalenz an einem bestimmten Stichtag)
Inzidenz
Häufigkeit des Neuauftretens einer Erkrankung innerhalb eines bestimmten Zeitraumes (z.B. 12-Monats-Inzidenz)
Komorbidität
(Margraf & Schneider, 2009)
•bis zu 80% der Patienten mit weiterer Störung
▫Störung des Sozialverhaltens
▫depressive Störungen
▫Angststörungen
▫Lernstörungen (Lese-/Rechtschreibstörung etc.)
Ätiologie
Genetik
•Heritabilitätin Zwillingsstudien: 56%-86%
Molekulargenetik: Dopamin-Dysregulation
Neurobiologische Veränderungen
Psychosoziale Faktoren
•offenbar keine primäre Ursache, evtl. Folge
•Psychosoziale Belastungen (z.B. geringer sozioökonomischer Status, negative Eltern-KindInteraktion) tragen entscheidend zum Schweregrad einer ADHS bei (insbesondere bei den aggressiven und dissozialen Verhaltensauffälligkeiten)
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Diagnostik:Wichtig: Diagnosestellung anhand mehrerer Informationsquellen
▫Familien-und Fremdanamnese: Exploration der Eltern, Lehrer und des Kindes ist Kern der Diagnostik
▫Standardisierte Fragebögen (z.B. Conners-Skalen, DISYPS-ADHS, CPRSR:L) optional verwenden
▫Psychologische Testdiagnostik (Intelligenz, Teilleistungen, Verhaltensbeobachtung)
▫Körperliche und neurologische Untersuchung (z.B. HNO-Arzt, EEG, EKG)
Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung für Kinder (KiTAP)
•Computergestützte Diagnostik: 6-10 Jahre •Optionale Untertests zur Erfassung verschiedener Aufmerksamkeitsbereiche (Ablenkbarkeit, Alertness, Go/NoGo, geteilte Aufmerksamkeit etc.) •Kriterien: Reaktionszeit, Reaktionsspanne, Fehler, Auslassungen
Differentialdiagnose
Als Differentialdiagnose (auch Differenzialdiagnose; auf Befundschreiben abgekürzt DD) bezeichnet man die Gesamtheit aller Diagnosen, die alternativ als Erklärung für die erhobenen Symptome (Krankheitszeichen) oder medizinischen Befunde in Betracht zu ziehen sind oder in Betracht gezogen worden sind.
Therapie
•Beziehungsaufbau / Aufklärung / Beratung
•Psychoedukation
•Verhaltenstherapie
•Patientenzentriert
•Elternzentriert
•Kindergarten-/ Schulzentriert
•Pharmakotherapie
•Psychostimulanzien ▫Methylphenidat (Ritalin®, Medikinet®, Concerta®) -on-/off-/ Rebound-Effekt, sofortige Wirkung
▫Atomoxetin (Strattera®) ▫-späterer Wirkeintritt, kein on-/off-/Rebound-Effekt, teurer
Wirkung der Psychostimulanzien
▫v.a. Aufmerksamkeit wird gesteigert ▫Impulsivität wird reduziert ▫Hyperaktivität wird positiv, aber weniger beeinflusst ▫allgemein: normalisiert Regulation und Fähigkeit zur Reizunterscheidung („pharmakologische Brille“)
Pharmakodynamik
•Erhöhung der Dopamin-/ Noradrenalin-Verfügbarkeit im synaptischen Spalt
•Ca. 80 % Responder •Keine Langzeiteffekte, d.h. nur wirksam, solange es verabreicht wird
THOP
Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten
•THOP leitet zu einer differenzierten Diagnostik an, die Problembereiche erfasst, aber auch die Stärken des Kindes und der Familie erkennen lässt.
•THOP ist anpassungsfähig: Aus den 24 Bausteinen des Programms kann eine individuelle Therapie zusammengestellt werden.
•THOP bezieht alle betroffenen Personen in die Behandlung ein –das Kind, seine Eltern, Erzieherinnen und Lehrerinnen.
THOP besteht aus zwei Teilprogrammen:
•1.dem Eltern-Kind-Programm, das auf die Verminderung von hyperkinetischen und oppositionellen Verhaltensstörungen in der Familie abzielt und das Eltern und Kind anleitet, Problemsituationen in der Familie zu bewältigen; •
Das Eltern-Kind-Programm besteht aus 21 Behandlungsbausteinen, die in sechs Themenkomplexen gruppiert sind:
1.Problemdefinition, Entwicklung eines Störungskonzeptes und Behandlungsplanung
2.Förderung positiver Eltern-Kind-Interaktionen und Eltern-Kind-Beziehungen
Pädagogisch-therapeutische Interventionen zur Verminderung von impulsivem und oppositionellem Verhalten
4.Spezielle operante Methoden (Einsatz von Lob und Verstärkung )
5.Interventionen bei spezifischen Verhaltensproblemen
6.Stabilisierung der Effekte.
•2.dem Erzieher/Lehrer-Kind-Programm, das auf die Verminderung von hyperkinetischen und oppositionellen Verhaltensstörungen im Kindergarten bzw. in der Schule abzielt.
Psychotherapie
Therapieprinzipien im Umgang mit HKS-Kindern:
•Klare Anforderungen und Grenzsetzungen
•Regeln kurz und prägnant formulieren
•Keine langen Diskussionen
•Konsequenzen müssen unmittelbar erfolgen
•Eine Warnung, dann Durchführung der Konsequenz
•Strukturierung des Tagesablaufes (kein „Laufen lassen“)
•Ruhige Atmosphäre schaffen
•Positive Zuwendung ist wichtig
Spezielle Empfehlungen für Lehrer
•Aktiv sein
•Zentrieren
•Blickkontakt
•Nur eineAnweisung zu einem Zeitpunkt
•Lob als Verstärker
•Kooperation mit Eltern / Ärzten
•Elemente eines Elterntrainings:
•Störungskonzept erarbeiten
•Setzen von Familienregeln
•Förderung positiver Interaktionen
•Finden positiver und negativer Konsequenzen
•Verstärkerpläne
•Vorwegnahme kritischer Situationen
•Kindzentrierte Interventionen:
•Störungskonzept erarbeiten
•Therapieziele formulieren
•Verstärkerpläne
•Spieltraining (Ziel: Spielausdauer)
•Gruppentraining
•Imaginative Techniken (z.B. innerer Helfer)
•Techniken zur Spannungsregulation
•Selbstinstruktionstraining
•Selbstmanagement (Ziel: Eigenkontrolle)
•Neurofeedback
Verlauf Risikofaktoren
•Niedrige Intelligenz •Oppositionelles und aggressives Verhalten •Schlechte Einbindung mit Gleichaltrigen •Niedriger sozioökonomischer Status •Familiäre Instabilität •Strafender /inkonsequenter Erziehungsstil
Verlauf Protektive Faktoren
•Hohe Intelligenz •Intakte Eltern-Kind-Interaktionen •Guter familiärer Zusammenhalt •Soziale Eingebundenheit des Kindes in Schule und Gleichaltrigengruppe •Früheinsetzende multimodale Therapie