Die Elfen
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Martin lebte mit seiner Frau und seinem einzigen Kinde vergnügt in einem schönen Dorf. Die Gegend war da grün und schön, das ganze Dorf prangte von dichtgedrängten Obstbäumen und alle Häuser waren munter und reinlich. Ein Tannengrund gefiel ihnen aber nicht, da er schwarz und traurig war. Die Menschen, die dort wohnten, halten sich so von allen in der Gemeinde entfernt, als wenn sie kein gutes Gewissen hätten.
Eines Tages wandten sich die Eltern nach dem Felde, um nach den Knechten und zugleich auf der Wiese nach der Heuernte zu sehn. #Ihre Tochter Marie spielte draußen auf dem grünen Platze mit dem Nachbarssohne Andres.
Die Kinder verfielen darauf, in die Wette zu laufen. Sie sollen zum großen Birnbaum laufen und Marie nahm die Abkürzung. Da geriet sie im Tannengrund und die schwarzen Tannen verdeckten die Aussicht nach ihrem elterlichen Hause und der übrigen Landschaft.
Aber wie war sie verwundert. Der bunteste, fröhlichste Blumengarten umgab sie, vielfarbige Vögel sangen die herrlichen Lieder und Kinder in weißen kurzen Röckchen, mit gelockten gelben Haaren und hellen Augen, sprangen umher.
Sie trat ein ins Elfenreich und traf dort das Elfenkind Zerina. Marie vergaß dann Andres, der Wettlauf, und das Verbot ihrer Eltern, denn es dort schön war und sie dort das beste Spielzeug und dazu Erdbeeren und Kirschen fand.
Die Kinder sprangen, spielten, sangen und Marie war lustig. Am liebsten aber hielt sie sich zu Zerina, die ihr viele schöne Dinge zeigte: Blumen, den Palast, Zwerge mit Gold und Edelsteine. Die Zwerge machten verdrüßliche Gesichter und sahen scheel als Marie über ihre Gebärden und Hässlichkeit lachte. Sie sah auch den Metallfürst.
Marie sah, dass tausend Röhren, Kanäle und Bäche sich aus dem kleinen See nach allen Richtungen verbreiteten. Diese Wasser flossen unter den Garten hinab, davon blühte dort alles so frisch.
Sie befand sich in dem glänzendsten Saal und da sah sie zu ihrem Erstaunen, wie im Teppich sich Figuren tanzend auf und nieder in der größten Freude bewegten. Wie man in der Luft lebt, so müssen diese allerliebsten Kreaturen immer im Feuer bleiben, und würden draußen verschmachten.
Als der Tag anbrach, erquickten sie sich an Früchten und Milch, und wollten nach den Tannen hinausgehen und besuchen dort Schildwachen. Diese standen da und wehten, damit jeden kalte Angst und wundersames Fürchten befiell, der sich die Elfen nähern wollte.
Dann stiegen die Kinder wieder hinunter und hörten auf der Wiese ein großes Getümmel, denn der schöne Vogel kam an.
Er eröffnete den leuchtenden Schnabel, und süße Melodie quoll aus seiner bewegten Brust.
Das bedeutete, der König wollte kommen, den hatten viele von Elfen noch gar nicht gesehn. Wo er sich hinwendet sei Glück und Fröhlichkeit. Dieser herrliche Vogel, der im Dienst des Königes gesandt wurd, hieß Phönix. Wenn er sich alt fühlte, trug er aus Balsam und Weihrauch ein Nest zusammen, zündete es an und verbrannte sich selbst, so starb er singend, und aus der duftenden Asche schwang sich dann der verjüngte Phönix mit neuer Schönheit wieder auf.
Marie müsste dann die Elfen verlassen.
Da gab die goldbekleidete schöne Frau Marie einen Ring und empfahl ihr, irgendwem von den Elfen zu erzählen, sonst mussten sie diese Gegend fliehen, und alle umher, so wie Marie selbst, entbehrten dann das Glück und die Segnung ihrer Nähe.
Zerina weinte, Marie bückte sich, sie zu umarmen, und sie trennten sich.
Mit eiligeren Schritten näherte sie sich dem elterlichen Hause, aber die Bäume, die gestern voller Früchte hingen, standen heute dürr und ohne Laub, das Haus war anders angestrichen, und eine neue Scheune daneben erbaut. Marie war in Verwunderung, und dachte, sie sei im Traum.
Es sind sieben Jahre vergangen. Man fragte von neuem, man drang in sie, doch sie, des Verbotes eingedenk, konnte keine Antwort geben. Marie musste allen erzählen, #sie hätte sich verirrt und wäre in einer fernen Stadt erzogen worden.
Auf die Frage des Vaters antwortete sie, dass der Ring ebenfalls ein Geschenk ihrer Wohltäter sei.
Die Herrschaft ließ Marien auf das Schloß fordern, sie mußte hier wieder ihre Geschichte erzählen.
Der alte Herr und die gnädige Frau bewunderten ihre gute Erziehung. Die Furcht vor den vornehmen Menschen und ihrer Umgebung hatte sich bei ihr verloren. Diese Säle und Gestalten waren deren der Elfen nicht vergleichbar.
Es war im Februar. Die Bäume belaubten sich früher als je. Alles gedieh über Erwarten, kein rauher Tag, kein Sturm beschädigte die Frucht. Die Einwohner des Ortes staunten sich an, und waren wie in einem süßen Traum befangen. Das folgende Jahr war ebenso, aber man war schon an das Wundersame mehr gewöhnt.
Im Herbst gab Marie den dringenden Bitten des Andres und ihrer Eltern nach: sie ward seine Braut und im Winter mit ihm verheiratet.
Oft dachte sie mit inniger Sehnsucht an ihren Aufenthalt hinter den Tannenbäumen zurück; sie blieb still und ernst. Schmerzhaft traf es sie, wenn der Vater oder ihr Mann von den Zigeunern und Schelmen sprachen, die im finstern Grunde wohnten.
So verlebte sie das Jahr, und im folgenden ward sie durch eine junge Tochter erfreut, welche sie Elfriede nannte, indem sie dabei an den Namen der Elfen dachte.
Die Brautpaar wohnte mit Martin und Brigitte in demselben Hause. Elfriede zeigte bald besondere Fähigkeiten und Anlagen, denn sie lief sehr früh, und konnte alles sprechen, als sie noch kein Jahr alt war; nach einigen Jahren aber war sie so klug und sinnig, und von so wunderbarer Schönheit, daß alle Menschen sie mit Erstaunen betrachteten.
Seitwärts vom Hause der Pachterfamilie lagen einige Wirtschaftsgebäude zur Aufbewahrung der Früchte und des Feldgerätes,und hinter diesen befand sich ein Grasplatz mit einer alten Laube, die aber kein Mensch jetzt besuchte. In dieser Einsamkeit hielt sich Elfriede am liebsten auf, und es fiel niemanden ein, sie hier zu stören.
An einem Nachmittage befand sich die Mutter in den Gebäuden und sah da Elfriede mit Zerina sprechen.
Die Elfe umarmte das schöne Kind und sagte traurig: «Ach, du liebes Wesen, so wie mit dir habe ich schon mit deiner Mutter gespielt, als sie klein war und uns besuchte, aber ihr Menschen wachst zu bald auf und werdet so schnell groß und vernünftig; das ist recht betrübt: bliebest du doch so lange ein Kind, wie ich!»
Elfride Konnte sich nicht darauf freuen, ein großes Mädchen zu werden. Sie wollte Zerina einmal besuchen, das war aber unmöglich, weil der König bei der Elfen jetzt wohnte.
Am Abend nahm Marie ihr Kind mit einem Gefühl von Beängstigung und Ehrfurcht in die Arme; sie ließ dem holden Mädchen nun noch mehr Freiheit als sonst, und beruhigte oft ihren Gatten, wenn er um das Kind aufzusuchen.
Oftmals sagte Marie zu ihrem Manne, dass er den armen Leuten in der Hütte Unrecht tue. Wenn Andres dann in sie drang, ihm zu erklären, warum sie der Meinung aller Leute im Dorfe entgegen sei, brach sie ab, und schwieg verlegen.
Heftiger als je ward Andres eines Tages nach Tische und behauptete, das Gesindel müsse als landesverderblich durchaus fortgeschafft werden; da rief sie im Unwillen aus: «Schweig, denn sie sind deine und unser aller Wohltäter!». So erzählte sie ihm über die Elfen. Er wurde aber bei jedem ihrer Worte ungläubiger und nahm sie ihn bei der Hand und führte ihn in das Gemach, von wo er zu seinem Erstaunen die leuchtende Elfe mit seinem Kinde in der Laube spielen sah.
Zerina bemerkte sie und flog dann als Rabe mit heiserem Geschrei über den Garten hinweg, den Tannenbäumen zu.
Am folgenden Tag kannten sie die Landschaft umher kaum wieder. Die Frische des Waldes war verschwunden, die Hügel hatten sich gesenkt, die Bäche flossen matt mit wenigem Wasser und der Himmel schien grau.
Elfriede sagte zu ihrer Mutter heimlich, dass die Elfen fortgingen. Sie verließen nur sehr ungern diese Gegend und Zerina war sehr böse auf Marie.
Noch in demselben Jahre war ein Mißwachs, die Wälder starben ab, die Quellen vertrockneten, und dieselbe Gegend, die sonst die Freude jedes Durchreisenden gewesen war, stand im Herbst verödet.
Die Obstbäume gingen alle aus, die Weinberge verdarben, und der Anblick der Landschaft war so traurig, daß der Graf im folgenden Jahre mit seiner Familie das Schloß verließ, welches nachher verfiel und zur Ruine wurde.
Elfriede gedachte Tag und Nacht mit der größten Sehnsucht ihrer Gespielin.
Marie stand oft auf dem Platze vor der Hütte und beweinte das entschwundene Glück. Sie verzehrte sich, wie ihr Kind, und folgte ihm in einigen Jahren.
Der alte Martin zog mit seinem Schwiegersohne nach der Gegend, in der er vormals gelebt.
Elfriede war am liebsten allein. Dann zog sie sich in eine Ecke des Gartens zurück, und las oder arbeitete eifrig am kleinen Nähzeuge. Die beiden Eltern ließen sie gern gewähren, weil sie gesund war und gedieh, nur machten sie die seltsamen verständigen Antworten und Bemerkungen oft besorgt.
Wie Hießt die Tochter Martins?
Was umgab Marie? #
Was machte Marie im Elfenreich? #
Wieviel Zeit verbrachte sie bei den Elfen?
Was passierte als die Elfen fortgegangen waren? #