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Die Errettung des Schönen (Das Glatte (Transparenz gilt als glatt (totale…
Die Errettung des Schönen
Das Glatte
Folge der Positivgesellschaft (verletzt nicht, kein Widerstand)
Wesenszüge: anschmiegsam, widerstandslos
Sharen, Liken kommunikatives Glättungsmittel
Hegel: Sinnliches der Kunst nur durch Gesicht und Gehör wahrnehmbar —> „glatte Kunst“ ausgeschlossen
Attribut der Vollkommenheit
selbst das Ekelhafte wird zum Konsumformat geglättet (siehe Dschungel - Camp)
auch auf Grund von sauberkeits- und hygienebesessener Gesellschaft
Transparenz gilt als glatt
totale Sichtbarkeit durch Daten, Informationen ohne „Innerlichkeit“
Kommunikation wird geglättet
reibungsloser Austausch von Informationen, frei von Negativität, maximale Geschwindigkeit
Der glatte Körper
in der Großaufnahme des Gesichts verschwimmt der Hintergrund
ist nicht mehr welthaltig, expressiv
Selfie zeigt genau dieses leere, ausdruckslose Gesicht
es fehlen stabile Ausdrucksformen um feste Identität zu finden, Unbeständigkeit destabilisiert, verunsichert das Ich, Selfiesubjekt versucht sich durch Selfie-Sucht zu produzieren, seine Leere mit Inhalt zu füllen
der Körper zerfällt in pornografische Körperteile (durch Close-Ups) und digitale Datensätze (durch Wearables, Selfdriving Cars, etc.)
Körper wird zum bloßen Interface, ist kein Akteur, usw.
Ästhetik des Glatten
neuzeitliches Phänomen
das Erhabene unterscheidet sich durch seine Negativität vom Schönen
Burke: Das Schöne ist klein, zierlich, licht, zart, glatt, eben; Das Erhabene ist groß, massiv, finster, rau, ungehobelt, verursacht Schmerz, Schrecken
Kant: Schönes löst positiven Wohlgefallen durch Erkenntnisvorgang, Erkenntniskräfte (Einbildungskraft, Verstand) befinden sich in freiem, harmonischem Spiel, stelle anfangs keine Erkenntnis her
das Schöne und das Erhabene sind gleichen Ursprungs, es gilt, dem Schönen die Erhabenheit zurückzugeben
Das Digitalschöne
Das Naturschöne (Steigerung des Erhabenen, das Subjekt tritt aus sich herraus, es erschließt sich einer blinden, unbewussten Wahrnehmung, entzieht sich gänzlich der „Konsumation“ und „Kommunikation“) ist dem Digitalschönen entgegengesetzt
Digitalschönes: Negativität des Anderen aufgehoben, glatt, kein Riss, negativloses Wohlgefallen (Gefällt-mir), glatter Raum des Gleichen
totale Vermenschlichung, absolute Subjektivität durch Digitalisierung
geschieht unmittelbar in der Gegenwart ohne Zukunft
lässt nur konsumierbare, verwertbare Differenzen zu
digitalisierte Welt schirmt vom Anderen, vom Draußen ab, verwandelt sich in einen Bild- und Kontrollschirm
Ästhetik der Verhüllung
das Schöne ist ein Versteck, ihre Enthüllung entzaubert und zerstört sie
Pornografie ist Gegenfigur des Schönen: ist wie ein Schaufenster
Zurschaustellung einer einzigen Sache, des Geschlechts
Verdecken, Verzögern, Ablenken sind Strategien des Schönen (wesentlich für das Erotische)
Unenthüllbarkeit ist Wesen der Schönheit
Anschauung des Schönen als Geheimnis durch Erkenntnis der Hülle als solche
die Technik der Verhüllung macht die Hermeneutik zu einer Erotik
Informationen sind transparent, nicht verhüllt
keine Metaphern, geradeheraus, auf Enthüllung, letzte Wahrheit ausgerichtet
Wissen birgt auch Geheimnisse
Ästhetik der Verletzung
Negativität der Verletzung wird durch Positivgesellschaft zunehmend abgebaut, genau so wie Liebe
hoher Einsatz wird gemieden, um vor Verletzungen sicher zu sein ohne Verletzung gibt es keine Wahrheit, kein Wahrnehmen, kein Sehen
zur Erfahrung gehört die Negativität des Erschüttert- und Ergriffen-Seins —> die Negativität der Verletzung
ohne Verletzung setzt sich das Gleiche, Vertraute, Gewohnte fort, es gäbe keine Dichtung und Kunst
digitale Bilder werden unmittelbar vom Auge wahrgenommen, es fehlt die ästhetische Distanz
digitale Medien sind Affektmedien: Affekte sind schneller als Gefühle, Diskurse, sie beschleunigen die Kommunikation —> es fehlt die Geduld genau hinzuschauen, das sprachvolle Schweigen beim Betrachten, es schreit, erregt, reizt
unmittelbarer Gefallen
Ästhetik des Desasters
opponiert gegen die Ästhetik des Wohlgefallens
eine Ästhetik der Ereignisse
ein Ereignis der Leere enteignet das Ich, dass sich an sich festklammert
die Negativität des Desasters, des Tödlichen ist ein Moment des Schönen
das Schöne ist das erträgliche/erträglich gemachte Unerträgliche
das Schöne braucht die Negativität des Gebrochenen, sonst verkümmert sie zum Glatten
spannend: „Schönheit ist Krankheit“; “So sind wir heute zu tot, um zu leben, und zu lebendig, um zu sterben.“
Das Ideal des Schönen
Kant’s Ästhetik: von autoerotischem Subjektiv bestimmt, aber keine Konsumästhetik, asketisch, interesseloses Wohlgefallen mit ästhetischer Distanz, kein Reiz, moralischer Mehrwert des Schönen macht das Ideal des Schönen aus
heutiges ästhetisches Regime: Flut von Reizen und Erregung in der Schönheit verschwindet
Urteil über Ideal des Schönen geht über rein Ästhetisches hinaus = intellektuiertes Geschmacksurteil
moralische Schönheit, Charakterschönheit steht Sexyness entgegen, welche durch Konsum, Kommerzialisierung und Schönheitsindustrie heute mehr Wert hat
digitale Ordnung verschiebt alle Parameter des Seins, Sharing Economy macht Eigentum überflüssig, es gibt keine festen Linien, Markierungen, Schwellen
neues Ideal: Mensch ohne Charakter, charakterlose Glätte
Schönheit als Wahrheit
Hegel’s Ästhetik: wichtiger Aspekt: „Begriff“ - idealisiert das Schöne, verleiht ihm Glanz
die lebendige, belebende Form, die die Realität durchformt, vereint deren Teile zu einer lebendigen, organischen Gestalt; ist versammelnd, vermittelnd, versöhnend, eine harmonische Einheit/Ganzheit
Seinlassen, Gelassenheit, kein Besitzwollen, Benutzen des Objekts beim Betrachten des Objekts
Subjekt und Objekt verschmelzen
Schönheit und Wahrheit sind etwas Exklusives, nicht häufig
Daten und Informationen generieren keine Erkenntnis oder Wahrheit, sind lediglich additiv, nicht narrativ
Hegel’s Ästhetik steht heutigem ästhetischem Regime entgegen
Freiheit der Kunst ist Freiheit des Kapitals untergeordnet
Politik des Schönen
Schönheit ist eine Erscheinung von Luxus, Freiheit von Ökonomie
weder Notwendigkeit noch Nützlichkeit sind Kategorien des Schönen
das Gute wird hier dem Schönen untergeordnet
die Politik des Schönen ist eine Politik der Freiheit, heute nicht möglich (systemische Zwänge, kaum Freiräume, keine Alternativen)
Scarry: Die ästhetische Erfahrung des Schönen verlängert sich ins Ethische
Gerechtigkeit (dazu ist eine Rücknahme des Selbst nötig, wie man es auch bei Schönem tut) ist ein schöneres Miteinander
Das pornografische Theater
Erotiker unterschiedet sich vom Pornographen durch Indirektheit, Umwegigkeit, liebt szenische Distanz, begnügt sich mit Andeutungen
Erotik = allusiv, verzögernd, verlangsamend, ablenkend, nicht offenbarend, sondern zirkulierend, unenthüllbare Geheimnisse, dialogisch Pornografie = affektiv, geradeheraus, zeigt direkt auf Sache, Enthüllung bis zur Wahrheit/Transparenz
Emotionen/Affekte = impulsiv, pornografischer Charakter, flüchtig, Ausdruck eines vereinzelten, monologischen Subjekts
Verweilen am Schönen
Schönes lädt zum verweilen ein
Krise der Schönheit heutzutage: Schönes wird auf sein Vorhandensein, seinen Gebrauchs- und Konsumwert reduziert, kulturelle Werte sind dem Kapital unterworfen
„Die Börse ist die Kulturstätte von heute“
Schönheit als Reminiszenz
die Gewesenheit, nachleuchtende Erinnerung ist wesentlich für das Schöne
Plato: Schönheit ist eine Wiedererkenntnis
wesentlich für die Schönheit sind geheime Korrespondenzen zwischen Dingen und Vorstellungen über weite Zeiträume hinweg
Schönheit ereignet sich dort wo Dinge sich einander zuwenden, Beziehungen entstehen
Schönheit erzählt, ist narrativ, ist ein stilles Nachleuchten, ist zurückhaltend - das Lange, Langsame ist die Gangart des schönen
Zeugen im Schönen
Plato: man verhält sich dem Schönen gegenüber aktiv, generativ
angesichts des Schönen wird die Seele angetrieben selbst Schönes hervorzubringen
Zeit, in der Gefallen vorherrscht, ist eine Zeit ohne Schönheit
zunehmende Ästhetisierung des Alltags macht Erfahrung des Schönen als Erfahrung des Verbindlichen unmöglich
das Zeugen im schönen weicht heutzutage dem Schönen als Erzeugnis, als Konsumgegenstand