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5) Emotionstheorien Kognitive Emotionstheorien (4. Lazarus Stressemotionen…
5) Emotionstheorien
Kognitive Emotionstheorien
1. Kernpostulat
Emotion bzgl. eines Objekts abhängig von Kognition über das Objekt
-- insbesondere in Bezug auf eigene Wünsche/ Ziele
-- Mensch = Primat der Kognition
-- heute zentraler theoretischer Ansatz
2. Meinong
Introspektionismus
a. Grundannahmen
Objektgerichtetheit von Emotion
Gefühle setzen immer Kognitionen voraus
spezifische Erlebnisqualität:hedonisch positiv/ negativ
Kognitiv-motivationale Theorie
-- Forschungsziel: Welche Kognitionen führen zu welchen Gefühlen?
b. Hauptgruppen der Emotionen
Ernstgefühle vs. Phantasiegefühle
Sachverhaltsberzogene Gefühle vs. objektbezogene Gefühle
Urteilsgefühle
verhaltensbezogene Ernstgefühle
Voraussetzungen
-- kognitiv: Glaubensannahmen
-- motivational: Wünsche
-- müssen zusammenpassen
verschiedene Arten:
-- Ungewisstheitsgefühle (unsichere Annahmen)
-- Gewissheitsgefühle (sichere Annahmen)
--- Sachverhalt betrifft erlebende Person
--- Sachverhalt betrifft andere Person
---- Sympathie/ Antipathie
3. Arnold
Kognitiv-evaluative Theorie
a. Ausgangspunkt
Emotionen sind objektgerichtet
Qualität & Intensität von Emotionen abhängig von Kognitionen
Zwei Arten von Kognitionen notwendig
-- faktische Kognitionen (Tatsachenüberzeugungen)
-- evaluative Kognitionen (Bewertung & Erwünschtheit)
b. Aktualgenese von Emotionen
Bewertung entsteht durch Vergleich von Wunsch + Sachverhalt
-- entsteht in Situation oder besteht bereits
-- meist rapider, automatischer, nicht berichtbarer Prozess
-- manchmal bewusst (Erst- oder Neueinschätzung = Reappraisal)
c. Faktoren für spezifische Emotionen
Evaluative Kognitionen (gut | schlecht)
aktuelle An-/ Abwesenheit des Sachverhalts
Faktische Kognition über Bewältigbarkeit des Sachverhalts (leicht | schwer)
d. Beispiele spezifischer Emotionen
Freude (positiv, anwesend, leicht beizubehalten)
Ärger (negativ, anwesend, bewältigbar aber schwierig)
Trübsinn (negativ, anwesend, nicht zu bewältigen)
Hoffnung (positiv, abwesend, erreichbar aber schwierig)
Furcht (negativ, abwesend, nicht zu verhindern)
4. Lazarus
Stressemotionen
a. Grundlage & Ausgangspunkte
frühe Stressforschung
Stressor = psychische Belastung; führt zu nicht näher eingegrenzten Stressreaktion
Social Readjustment Rating Scale
(SRSS)
-- Liste mit stressigen Lebensereignissen, die Anpassungsleistung einer Person in einem definierten Zeitraum erfasst
-- emprisiche Zusammenhänge zwischen Score und Anfälligkeit für Krankheiten
Ausgangspunkt
für Forschung:
-- Stressor → Stressreaktion
-- Große interindividuelle Unterschiede in Reaktion auf objektiv identische Ereignisse
b. Emotionsentstehung
Primäre Einschätzung
-- Überzeugung über Ereignisse + deren Bedeutung für eigene Wünsche (=Motive)
Sekundäre Einschätzung
-- Überprüfung der Bewältigungsmöglichkeiten
Interaktion Person x Situation
-- Wissen, Ressourcen, Motive
Permanente Neueinschätzung
Art der Einschätzungen von Personenfaktore nabhängig
c. Bewältigungshandlungen (coping strategien)
Problemorientiert: Änderung der Umwelt/ Situation
Emotionsorientiert: Reduktion der Stressreaktion
-- Umbewertung (Reappraisal)
-- Ablenkung
d. Primäre Einschätzungen von Situationen
Motivirrelevant
(keine Relevant)
Günstig-positiv
(wunschkongurent)
Bedrohlich
(Glaube, dass negatives Ereignis kommt)
Schaden-Verlust
(Glaube, dass negatives Ereignis besteht)
Herausforderung
(Freude-Stress-Komponente
Emotionsdifferenzierung
Furcht:
zentrale Stressemotion; antizipiert negatives Ereignis; Glaube, dass es nicht sicher verhinder werden kann
Ärger
: Glaube, dass Bedrohung durch Aktion beseitigbar
Hoffnungslosigkeit
: Glaube, dass Bedrohung nicht vermeidbar
Freude bzgl. Herausforderung
: Einschätzung einer Belastung als günstige Gelegenheit, Können zu demonstrieren
Weitere Emotionen
: Wut, Angst, Erschrecken, Schuld, Scham, Trauer, Neid, Eifersucht, Ekel, Glück, Stolz, Hoffnung, Liebe, Mitleid
e. Natur der Emotionen
Natur:
Reaktionssyndrom
-- Kognitive Komponente
Physiologische Komponente
Konative Komponente
Erlebenskomponente
Funktion von Emotionen
-- evolutionär bedingte Strategien zur Bewältigung motivrelevanter Situationen
Experiment zur primären Einschätzung
Hypothesen
-- Bedrorohungseinschätzung → Stressemotionen
-- Grad der wahrgenommenen Bedrohung → Intensität der Emotion
Methode
-- Film über Beschneidung
-- Drei Gruppen (leugnender | traumatisierender | kein Kommentar)
Emotionsmessung
-- Elektrodermale Aktivität, Herzrate
-- Gefühlsfragebogen
Ergebnisse
-- Intensität von Stressemotionen hängen von primärer Einschätzung der Bedrohlichkeit ab
f. Emotionsregulation
"Prozesse, mit denen Individuen beeinflussen, welche Emotionen sie wann haben & wie sie diese erleben und ausdrücken"
Prozessmodell von Gross
Situation hat verschiedene Aspekte mit verschiedenen Bedeutungen, die zu emotionalen Reaktionstendenzen & Reaktionen führen
Strategiegruppen
-- Konzentration
-- Ablenkung
-- Unterdrückung der Reaktion (Reaktionsveränderung)
-- Neubewertung (Sitationsauswahl & -modifikation, Aufmerksamkeitlenkung & kognitive Veränderung)
Unterdrückung vs. Neubewertung
bei Experiment mit ekligem Film (Armamputation) ist Neubewertung effektiv um Ekel zu reduzieren; Unterdrückung sogar nachteilig (höchste physiolog. Reaktion + erlebter Ekel)
5. Weiner
Attributionale Theorie
a. Grundsätze
Mench als
"naiver Wissenschaftler"
(= Hedonismus)
-- Umwelt verstehen, vorhersagen, kontrollieren
-- Naive Attributionen eigenen Verhaltens & Erlebens und dessen anderer
Forschungsziel: Alltagspsychologie rekonstruieren
Relevanz
-- Rekonstruierte Alltagspsychologie stimuliert Forschung
Alltagspsychologie ist emotions-/ handlungsrelevant
Attributionen wahrscheinlicher bei negativen, wichtigen oder überraschenden Ereignissen
b. Heiders "naive Handlungsanalyse"
Erklärung von Handlungsergebnissen
Handlungsergebnis = Motivation x Macht - Schwierigkeit
-- Motivation: Intention,
Anstrengung
-- Macht:
Fähigkeit
--
Schwierigkeit/Zufall
(Effektive Kraft der Umgebung)
*Differenzmethode
--was in einer Aufgabe mit einem Effekt kovariiert, ist für ihn verantwortlich
-- Ursachen für Erfolg kulturabhängig (oft Fähigkeit/ Willenskraft/ Anstrengung, aber auch andere)
c. Ursachenklassifikationssystem
Lokalisation
: internal / external
Stabilität über die Zeit
: stabil vs. variabel
Kontrollierbarkeit
: kontrollierbar vs. unkontrollierbar
3 Dimensionen sind Bestandteile der Alltagspsychologie
spezifische Ursachen individuell/ interkulturell verschieden eingeordnet, andere nicht
(z.B. Fähigkeit/ Geduld je nach Assoziation stabil/variabel)
d. Weiner attributionale Emotionstheorie
konzentriert sich auf Emotionen, die Kognition voraussetzen:
-- Attributionen
-- Urteile über persönliche Verantwortlichkeit
Wichtige Kognitionen:
-- Tatsachenüberzeugungen
-- Glaube, dass Ereignis eingetreten ist
-- Kausalattributionen = Überzeugung über Ursachen des Ereignisses
-- Wertüberzeugungen/ Bewertungen
-- Qualität der Bewertung des Ereignisses
-- Moralische Bewertung
Automatische Emotionsentstehung
läuft über Abruf von Gedächtnisschemata
"Kurzschluss" der Prozesse der nichtautomatischen Emotionsentstehung
Nichtautomatische Emotionsentstehung
sequentiell & bewusst
Bildung des Glaubens, dass ein Sachverhalt vorliegt
Bewertung dessen als positiv/ negativ
-- attibutionsabhängig
-- ereignisabhängige Emotionen (z.B. Freude, Traurigkeit,...)
--- falls Sachverhalt unerwartet, negativ oder wichtig ist ---
Kausalanalyse auf Kausaldimensionen Lokation, Stabilität, Kontrollierbarkeit
-- dimensionsabhängige Emotionen (Stolz, Scham, Mitleid,...)
--- falls Ursache kontrollierbar ist: ---
Zuschreibung von Verantwortlichkeit für Sachverhalt
-- normabhängige Emotionen: Ärger, Schuld, Dankbarkeit
Dimensions- und normabhängige Emotionen
Erklärung durch intrinsische/ kontrollierbare Ursachen
Enge Verbindung zwischen Kontrollierbarkeit und Verantwortlichkeitszuschreibung
Emotionen =
Erlebniszustände
, die
-- eine positive/ negative hedonische Qualität haben
-- bestimmte Intensität besitzen
-- typ. durch kognitive Einschätzungen verursacht
-- ihrerseits Handlungstendenzen/ handlungen verursachen
-- ohne physiologische Erregung, Ausdrucksverhalten
Folgen von Attribution/ Emotion
Handlungstendenzen
Emotion als Kommunikation der Attribution
Erfolgerwartung
e. Empirische Belege für Weiner
Stigma-Studie
Beurteilung von Stigmata in verschiedenen Gruppen (ohne zusätzliche Information oder mit (un)kontrollierbarer Ursache)
Ergebnisse:
-- ohne Vorwissen werden best. Dinge (AIDS, Übergewicht) als kontrollierbar wahrgenommen
-- generell durch Kontrollierbarkeit werden Menschen verantwortlich gemacht
-- Kausalattribution bedingt Emotion; Emotion kausal für Handlungstendenz
Modelle zur Ursache der Handlungstendenz
abhängig von Urteil über Kontrollierbarkeit/ Verantwortlich für negatives Ereignis folgt Emotion (Ärger/ Mitleid) und darauf Bereitschaft zur Hilfeleistung
-- Pfadanalysen + empirische Evidenzen stützen Wiener
Alternativmodell: Emotionen entkoppelt von Bereitschaft zur Hilfeleistung
Emotionen als Hinweise auf Attribution
Hypothese: Attributionen bestimmen Emotionen, also kann man von Emotionen auf Attributionen schließen
VP bekommen Misserfolg eines Schülers + Reaktion des Lehrers (Ärger, Mitleid, Schuld) mit
sollen beantworten, worauf Lehrer Misserfolg zurückführt
emotionale Reaktion als indirekte Mittelung, wie man Handelnden einschätzt
Rückwirkung auf Selbsteinschätzung
7. Kognitions-Emotions-Debatte
Kann man Gefühle von Kognition trennen?
Zajonc:
Zwei Systeme (emotion und Kognition), die interagieren *können, aber nicht müssen
Medikamente ändern Stimmung ohne Wissen über deren Einnahme
Hormonell bedingte Depression
Vorurteile
unbewusste gefühlsinduzierung
-- Hautleitfähigkeit bi subliminaler Darbietung von Bildern von Schlangen/Spinnen ggü. Phobikern
-- automatische, unbewusste Aktivierung des Furchtsystems durch phobische Reize
6. Resümee
Theorie: Primat der Kognition, Interaktion Situation x Person
Empirie:
-- kognitive Formbarkeit von
(→ Handlungdtendenzen)
-- Gefühle als indirekte Mitteilung
Praktische Relevanz
-- z.B. Coping (Umgang mit Stress)
-- indirekte Mittelung als Mechanismus der self-fulfilling prophecy
Rolle der Wertüberzeugung
-- tendenziell eher kognitiv-motivational (Meinong)
-- Wünsch nach S + Glaube, dass S besteht → Freude über S
Evaluation kognitiver Theorien
-- Erklärung & Spezifizierung vieler Emotionen
-- Erklärung Differenziertheit emotionaler Reaktionen & interindividueller Unterschiede
-- Empirie umfangreich, aber einseitig (Fragebögen)
-- nur kognitive Wege der Emotionsentstehung