Problemlösen & schlussfolgerndes Denken
1) Einleitung
2) Grundlage des Problemlösens
Untersuchungsgegenstand
- Problemlösen bei "speziellen" Problemen (Wissenschaftler, Künstler,...)
- Problemlösen bei "normalen" Probanden während Lösung von Puzzles oder Logikaufgaben
Wissenschaftliche Definition
- Zielzustand (goal state)
- Anfangszustand (initial/ start state)
- Set von (mentalen) Operationen (mental operations)
Arten von Problemen
- Gut-definierte Probleme
-- Anfangs- & Zielzustand klar definiert
-- mögliche Schritte + einschränkende Regeln sind bekannt - Schlecht definierte Probleme
-- Regeln, Anfangszustand, Operationen, evtl. Zielzustand unklar, z.T. auch abstrakt (glücklich werden,...)
-- weitere Herausforderung: Finden der Einschränkung - Einsichtsproblem
-- Antwort scheinbar in Art "Geistesblitz" des Verstehend aufzutreten
-- Spezialfall schlecht definierter Probleme (z.B. etw. erfinden)
Problemraum-Theorie (problem space theory)
- Problemlösen = Suche innerhalb eines Problemraums
- Problemraum: Set von Zuständen/ Alternativen, die bei jedem Schritt von Anfangs- bis Zielzustand begegnen
- Rückschritte in Problemraum z.T. sinnvoll, aber schwierig
- Theorie angemessen für gut definierte Problem (z.T. Turm von Hanoi)
- bei schlecht definierten Problemen mehrere Problemräume notwendig
Strategien und Heuristiken
- Algorithmen
- Heuristiken
- Alltagsregeln (z.B. "immer in Richtung des Ziels bewegen")
- zufällige Suche (trial and error)
-- zufällig Schritt auswählen und testen, ob Ziel erreicht ist - Bergsteigen (hill climbing)
-- Problemlöser blickt einen Schritt in die Zukunft & wählt Schritt aus, der möglicht nahe an Zielzustand führt - Mittel-Ziel-Analyse (means-end-analysis)
-- Zerlegung des Problems in Subprobleme & deren Lösung
-- aufwändig, aber erfolgreich - Anyalse verbaler Protokolle
-- Analyse der Gedankenprozesse des Problemlösers, wie sie laut während der Bearbeitung des Problems beschrieben werden
-- berichtete Strategien nicht immer = kognitive Verarbeitung - Computermodelle (vgl. VL1)
Arbeitsgedächtnis und exekutive Prozesse beim Problemlösen
- erhöhte Aktivität in rechtem DLPFC, bilateralem Parietalkortex, bilateralem Motorkortex; steigt mit Aufgabenkomplexität
- starke Berbindung zw. Problemlösen und Arbeitsgedächtnis/ exekutiven Prozessen
- Frontalhirnpatienten Probleme bei Anwendung von Mittel-Ziel-Analyse & Bergsteigen-Heuristik
-- verringertes Planungsvermögen
-- Schwierigkeiten, sich an bereits gemachte Schritte erinnern und diejenigen Züge zu erlernen, die sie vermeiden sollten
Experten und Probleme
- im Vergleich zu Novizen spezialisierte Problemlösestrategien
- Expertenwissen als tiefere, abstraktere Prinzipien organisiert
- bei Novizen eher anhand der Oberflächenstruktur
- Unterschiedliche Informationsenkodierung
- Experten: Vorwärtssuche, Novizen: Rückwärtssuche
3) Analoges Schließen
Vergleichsprozess; Übertragung & Anwendung von Wissen aus bekannter Domäne (Quelle)
Subprozesse
- Abruf (retrieval)
Zielobjekt im Arbeitsgedächtnis behalten, während ähnlichs Beispiel aus LZG abgerufen wird - Kartierung (mapping)
Zusammenführung von Quelle und Zielobjekt im Arbeitsgedächtnis; Projektion der Eigenschaften der Quelle auf das Ziel - Evaluation
Entscheidung, ob Analogie brauchbar ist oder nicht - Abstraktion
Isolierung der gemeinsamen Strukturen von Quelle und Ziel - Vorhersage (predictions)
Entwicklung von Hypothesen über Verhalten/ Charakteristika des Ziels aufgrund vorhandener Information über Quelle
Beteiligte Gehirnstrukturen
- PFC (mittlerer Frontalkortex + inferiorer frontaler Gyrus), anteriore Insula und Parietalkortex
- Aktivierung nicht nruch durch Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis, sondenr auch durch analoges Schließen
4) Induktives Schließen
Spezifische Induktionen
- Ähnlichkeits-Abdeckungs-Modell
-- je ähnlicher Prämissenereignis und Ereignis der Konklusion, umso wahrscheinlicher ist Akzeptanz der Konklusion
-- je typischer Prämissenereignis für dessen Kategorie, desto wahrscheinlicher ist Einschätzung, dass Ereignis der Konklusion das zu beurteilende Feature enthält
-- Neigung zu stärkeren Inferenzen, falls zu berücksichtigende Kategorie als rel. homogen angesehen wird, durch Übertragung der Features eines Mitglieds der Kategorie auf ein anderes
Gehirnsubstrate
- Wisconsin-Karten-Sortier-Aufgabe
-- mittlerer DLPFC während positivem + negativen Feedback
-- (Sub)kortikales Netzwerk während negativen Feedbacks aktiv - bei kategorie-basierter Induktion medial-temporale und parahippocampale Regionen aktiviert
- Klassifikationsaufgabe:
-- linke Hemisphäre - analytisch, abstrakt, kognitive Kontrolle, sprachliches Areal
5) Deduktives Schließen
Wason selection task (WST)
- Abstrakte Version
-- Wenn eine Karte Vokal auf einer Seite hat, ist eine gerade Nummer auf der Rückseite
-- zuerst Regel bestätigen, dann falsifizieren
-- Performanz <5% - Realisitische Version
-- Wenn ein Brief versiegelt ist, klebt eine 50-Lira-Briefmarke darauf
-- Performanz >50%
Fehler bei deduktivem Schließen
- Formfehler
-- resultieren aus Fehlern in Struktur/Format der Prämissen-Konklusion-Beziehung
-- Atmosphäreneffekt durch Nutzung gleicher Quantoren (einige, alle, keine) in beiden Prämissen
-- Übereinstimmungsverzerrung: Akzeptanz einer Konklusion als valide, wenn sie die syntaktische Struktur der Prämissen/ einige der darin enthaltenen Begriffe beinhaltet - Inhaltsfehler
-- Überzeugungsfehler: Tendenz der Akzeptanz einer "glaubwürdigen" Konklusion gegenüber einer "unglaubwürdigen" bei einem Syllogismus
Theorien des deduktiven Schließens
- Deduktion ist abhängig von formalen Inferenzregeln ähnlich der Differential- und Integralrechnung
- Regelbasierte Ansätze/ Heuristiken
- Theorie der mentalen Modelle
-- Errichtung eines mentalen Modells - wird angenommen, bis Widersprüche gefunden werden; dann Anpassung/ Verwerfen des ursprünglichen Modells-- guter Ansatz für Form- und Inhaltsfehler bei der Deduktion
-- kan erklären, wie Wissen & Erwartungen deduktives Schließen beeinflussen können
Begriffe
- Denken
-- Prozess der mentalen Repräsentation einiger Aspekte der Welt & Transformation dieser Repräsentation zur Generierung neuer, zielführender Repräsentationen - Problemlösen
-- Set kognitiver Prozesse zur Zielerreichung bei Hindernissen - Schlussfolgern
-- kognitive Prozesse zur Generierung logsicher Inferenzen aus Wissen - Problem
-- Situation, in der es keine unmittelbar offensichtliche, standardisierte oder routinemäßige Art der Zielerreichung gibt
Grundlagen
- Induktives Schließen
-- Einzelfall -> Allgemeinheit - Kategorie-basierte Induktion
-- Allgemeine Induktion: Generalisierung von bekannten Ereignissen auf alle Ereignisse
-- Spezifische Induktion: Verallgemeinerung einiger Kategoriemitglieder mit best. Eigenschaften auf andere Mitglieder dieser Kategorie - Prämisse: Fakt zu Beginn
- Konklusion: Inferenz/Schluss
- Bestätigungsfehler (confirmation bias)
-- Prädisposition, Informationen so zu gewichten, dass sie mit bereits vorhandenen Überzeugungen übereinstimmen
Grundlagen
- Deduktives Schließen
-- Allgemein -> Einzelfall
-- fundamentales Werkzeug zur Untersuchung menschl. Rationalität - Syllogismus
-- Argument, welches aus zwei Aussagen und einer Konklusion besteht
-- Konklusion entweder wahr oder falsch
-- Konklusion, die den Gesetzen der deduktiven Logik zufolge aus beiden Prämissen folgt, ist valide - Kategorialer Syllogismus
-- Beziehung zwischen zwei Kategorien kann beschrieben werden
-- Universell zustimmend/negativ
-- Teilweise zustimmend/negativ - Konditionale Syllogismen
-- Auftreten eines Ereignisses ist bedingt durch ein anderes (Konsequenz); "wenn p, dann q"
-- Modus Ponens: Bestätigung des Antezedenz
-- Modus Tollens: Verneinung der Konsequenz